Jerusalem. Das Simon Wiesenthal Center Center hat heute tiefes Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, dass der Aufseherin des KZ Majdanek, Erna Wallisch, die bis letzten Samstag in Wien wohnte, eine Anklage wegen ihrer Holocaust-Verbrechen durch ihren Tod in einem Krankenhaus erspart geblieben ist. In einer Stellungnahme hat der Nazi-Jäger und Chef des Wiesenthal Büros in Jerusalem, Dr. Efraim Zuroff, heute festgestellt, dass der Tod sie vor einem möglichen Gerichtsverfahren bewahrt hat. Ein solches Verfahren sei kürzlich immer wahrscheinlicher geworden, nachdem polnische Behörden fünf Zeuginnen ausfindig gemacht hatten, die als Majdanek-Überlebende über Verbrechen der Wallisch ausgesagt hatten. Diese Zeugenaussagen hatten letztlich Österreich dazu bewogen, das Verfahren gegen Wallisch wieder aufzunehmen.
Dr. Efraim Zuroff: „Erna Wallisch und ihre Familie können sich bei den früheren österreichischen Regierungen dafür bedanken, dass sie durch jahrzehntelanges Versagen der ehemaligen Aufseherin dazu verholfen haben, dass sie nie für ihre Rolle im Vernichtungslager Majdanek und im KZ Ravensbrück bestraft wurde. Die Tatsache, dass eine Frau, die selbst gestanden hatte, Menschen auf dem Weg zur Gaskammer begleitet und sie dabei bewacht zu haben, nie für ihre grausamen Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wurde, ist ein Schandmal für Österreich und ein starker Beweis für den über Jahrzehnte hinweg fehlenden politischen Willen, österreichische NS-Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Ihr Tod sollte allen Regierungen, die noch mit der Verfolgung von NS-Verbrechern zu tun haben, in Erinnerung rufen, dass sie alles dafür tun müssen, diese Verbrecher vor Gericht zu stellen, so lange es noch möglich ist.“
Das Wiesenthal Center hatte im Mai 2004 bei der Operation Last Chance erstmals Hinweise auf die KZ-Aufseherin Wallisch erhalten und ihren Fall aufgedeckt.
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