01.06.2015 news.de
Rekordrente für Nazi-Verbrecher in den USA

Die Verbrechen des Nationalsozialismus sind an Grausamkeit nicht zu übertreffen. Viele Täter flohen nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA und erhielten dort Renten in Millionenhöhe. Doch durch ein Gesetz ist nun Schluss damit.

Nicht nur Opfer des Nationalsozialismus sind nach dem Zweiten Weltkriegs ins Ausland gewandert, sondern auch Täter. Unzählige Nazis suchten nach 1945 aus Angst vor Verfolgung Zuflucht in anderen Ländern. In den USA bot sich für viele ein sehr gutes Leben. Insgesamt haben ehemalige SS-Männer und KZ-Wachleute dort mehr als 20 Millionen Dollar Rente bezogen.

Millionenrente für Nazi-Verbrecher in den USA

Auch Elfriede R. genoss die Geldzahlungen der USA. Während des Zweiten Weltkriegs war sie im KZ Ravensbrück stationiert und wanderte nach Kriegsende nach Kalifornien aus. Dort heiratete sie einen Juden, der aus Deutschland stammte und im Holocaust seine Eltern verloren hatte. Doch die Vergangenheit holte die Frau ein. Die US-Justiz leitete ein Abschiebungsverfahren ein. Daraufhin verließ sie die USA. Doch die Annehmlichkeiten blieben ihr erhalten. Insgesamt bekam sie 120.000 Dollar Witwenrente. Dies geht aus einem Report des Inspector General der US-Rentenversicherung hervor, wie der "Spiegel online" berichtet.

Anti-Nazi-Gesetz verbietet Rentenzahlungen

Mutmaßlichen Kriegsverbrechern, SS-Männern und anderen Nazi-Schergen zahlten die USA demnach 20,2 Millionen Dollar. zwischen 1962 und 2015 floss diese gewaltige Summe an insgesamt 133 Täter, bis das Gesetz "No Social Security for Nazis" in Kraft trat.

Die enorme Summe zeigt, dass sich die amerikanische Öffentlichkeit nicht im geringsten darüber bewusst war, wie viele Nazis nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA strömten. Bis zu 10.000 sollen nach 1945 in die USA ausgewandert sein. Um US-Bürger zu werden, logen die meisten über ihre grausame Vergangenheit. Erst 1979 begann das Justizministerium mit einer speziellen Einheit, ehemalige Nazis aufzuspüren.

USA dealte mit Nazis

Wie der "Spiegel" weiter berichtet, gingen die USA mit den Nazis sogar einen äußerst fragwürdigen Deal ein: Wer das Land verließ oder vor der Abschiebung floh, bekam weiterhin Rentenzahlungen. Die Zahlungen, die dazu benutzt wurden, die ehemaligen Nazi-Schergen loszuwerden, soll das Justizministerium jedoch bestreiten.

Laut Bericht wurden 5,6 Millionen Dollar an 38 Ex-Nazis gezahlt, bevor sie abgeschoben wurden. 14,5 Millionen Dollar erhielten 95 mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher. Die Hälfte von ihnen starb oder floh aus den USA, während die Verfahren noch liefen. Andere einigten sich jedoch mit den Behörden und durften aus gesundheitlichen Gründen bleiben.

Es sei notwendig gewesen, die mutmaßlichen Nazis aus den USA zu entfernen, sagte Efraim Zuroff vom Simon Wiesenthal Center in Jerusalem gegenüber dem "Spiegel". Allerdings sei es unverständlich, warum die Zahlungen weitergingen. "Es geht hier ums Prinzip - schließt man Deals mit Nazis, um sie außer Landes zu bekommen?", sagte Zuroff dem Magazin. "Das Justizministerium hat Ja gesagt, aber wer möchte daran denken, dass Steuerdollar an Leute gingen, die in Lagern Wache schoben?"

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