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25. Januar 2016 17:12 Uhr nordschleswiger.dk
Neuer Verdacht gegen Name auf Gedenktafel auf dem Knivsberg – und es drohen weitere Fälle
Siegfried Matlok

Erst vor kurzem hatte eine Anfrage bei einem angesehenen dänischen Historiker ergeben, dass es keine neuen Verdachtsmomente gegen Personen gibt, die als Gefallene bzw. Vermisste auf den Bronzetafeln der Gedenkstätte Knivsberg zu finden sind.

In der gestrigen Ausgabe von Berlingske erhebt jedoch der Leiter des Simon-Wiesenthal-Centers in Wien, Efraim Zuroff, Anklage gegen ein Mitglied aus der deutschen Minderheit, das im KZ Dachau tätig gewesen und dessen Name auf dem Knivsberg erwähnt ist. Hauptvorsitzender Hinrich Jürgensen sagte zu Berlingske, wenn es Beweise für Verbrechen gebe, dann werde der Name entfernt. Wie Der Nordschleswiger erfuhr, handelt sich der Verdacht des Simon-Wiensenthal-Centers um einen  SS-Freiwilligen aus der Umgebung von Holebüll, der von April 1944 bis zur Befreiung des Konzentrationslagers, in dem insgesamt 41.500 Personen umgebracht wurden, den Küchendienst geleitet haben soll. Ob er bei der Befreiung von Dachau  – bei der US-Aktion wurden viele KZ-Bewacher erschossen – , getötet worden ist oder ob ihm sogar die Flucht aus Dachau gelungen ist, steht bisher nicht fest. Es gibt aber Zeugenaussagen, dass der Mann in Dachau beschäftigt war, und 1954 wurde dies auch von seinem Vater und seiner Mutter bestätigt, als er von den dänischen Behörden offiziell für tot erklärt wurde. 
Zuroff erklärte gestern in Berlingske, die Tatsache, dass der Mann im KZ Dachau tätig gewesen sei, muss natürlich bedeuten, dass er nicht geehrt werden kann: „Das sind ja keine Helden.“
Hinrich Jürgensen verweist darauf, dass in der Gedenkstätte – sie trug von 1962 bis 2012 den Namen „Ehrenhain“ – insgesamt in den letzten Jahren sechs Namen entfernt worden sind.  Jürgensen wird laut Berlingske mit dem Satz zitiert, „rückblickend und mit dem heutigen Wissen wäre eine Gedenkstätte  ohne Namen besser gewesen“.
Wie Der Nordschleswiger erfuhr, ist erst kürzlich der Name von Wolfgang G. Gormsen auf dem Knivsberg weggeschliffen worden.  Diesen Beschluss hat der Hauptvorstand des BDN gefasst, nachdem Der Nordschleswiger durch einen Hinweis des Buchautors Henning Larsen ermittelt hatte, dass der aus Hadersleben stammende Gormsen als Hipo-Mann für die Gestapo gearbeitet hatte und als Mitglied der berüchtigten Birkeland-Gruppe an der Festnahme und Tötung des bekannten dänischen Widerstandskämpfers Erik Benneke im April 1945 in Kopenhagen beteiligt war. Er  tötete dabei Benneke und starb selbst nach einem Schusswechsel mit anderen dänischen Widerstandskämpfern. Gegen Gormsen liegen auch andere belastende Beweise für seine Tätigkeit bei der Gestapo vor.   Der Nordschleswiger berichtete unter der Überschrift „Neuer trauriger Trauerfall auf dem Knivsberg“ am 18. Oktober 2014 über den Fall Gormsen.   Der namhafte Historiker Ditlev  Tamm sagte in Berlingske, die Vergangenheit sei für die deutsche Minderheit „problematisch und komplex“ . Nach seinen Worten wäre es besser gewesen, auf eine solche Gedenkstätte zu verzichten.
Historiker Dennis Larsen vom Museum Frøslevlejren  hat in seinem Buch  „Fortrængt grusomhed – Danske SS-vagter 1941-45“ eine hohe Zahl von deutschen Nordschleswigern dokumentiert, die in deutschen KZ´s tätig gewesen sind. 
Er sagte dem Nordschleswiger gestern  auf Anfrage, „ es bestehe mit großer Wahrscheinlichkeit die Gefahr, dass sich unter den Namen auf den Tafeln der Gedenkstätte Knivsberg noch weitere Personen befinden, die an Verbrechen der Nazis beteiligt gewesen sind“.

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