Innsbruck (OTS) - I ch bin dafür, die Sache in die Länge zu
ziehen." Dieses Zitat des seinerzeitigen sozialdemokratischen
Innenministers Oskar Helmer dokumentiert auf ernüchternd
eindrucksvolle Weise, wie das offizielle Österreich nach 1945 mit der
NS-Vergangenheit umgegangen ist. Helmers Aussage bezog sich damals
auf Entschädigungszahlungen für überlebende Juden. Die Gründungsväter
der Zweiten Republik waren schlichtweg an Wiedergutmachung nicht
interessiert. Schlimm genug. Doch diese Haltung wurde für die Zweite
Republik überhaupt Programm im Umgang mit dem dunkelsten Kapitel
unserer Geschichte. So schlitterte auch die Justiz in
Generalverdacht, gegenüber NS-Kriegsverbrechen mit
Gefälligkeitsgutachten und Verschleierung die Sache in die Länge zu
ziehen.
Und in der Tat - wenn man sich die Fälle des Euthanasie-Arztes
(und späteren Gerichtspsychiaters) Heinrich Gross und den Fall des
mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers Milivoj Asner vor Augen führt, dann
ist es allemal nachvollziehbar, wenn Österreich von Efraim Zuroff
(Simon Wiesenthal Center) als Paradies für NS-Verbecher bezeichnet
wird. Sowohl Gross als auch der jahrelang unbehelligt in Kärnten
lebende "nette" Asner (Zitat Jörg Haider) konnten auf eine bewusste
Schlampigkeit und ein gehöriges Desinteresse bauen, damit die Sache
zu ihren Gunsten in die Länge gezogen wurde. Zuerst interessierte
sich das offizielle Österreich und die Justiz nicht für diese Fälle.
Als der Druck für Aufklärung zu groß wurde, versuchte eine zaghaft
agierende Justiz zu verschleppen und mit der Erstellung von
Gerichtsgutachten letzten Endes dafür zu sorgen, dass Gross als auch
Asner einem Gerichtsverfahren entkamen. Der Tod Asners beendete zwar
ein bitteres Kapitel Justizgeschichte, eine Aufarbeitung dieses
Kapitels wäre jedoch dringend notwendig. Aber wahrscheinlich besteht
hierfür kein Interesse.
ots.at
|