Mit einem Nazi persönlich gesprochen hat Zuroff bis heute
nicht, denn für ihn sind das "Menschen
ohne Moral, ohne Reue".
Wien - "Beruf: Nazi-Jäger" lautet
der Titel eines Buchs von Efraim Zuroff (54). Und der Jagd
nach Nazi-Verbrechern hat Zuroff auch sein Arbeitsleben gewidmet.
Fündig ist der Leiter der Israel-Stelle des Wiesenthal-Centers
dabei in den vergangenen Jahren vor allem in Osteuropa geworden.
Das "Handwerk" erlernt hat Zuroff beim heute 94-jährigen Simon Wiesenthal, dem Doyen der internationalen
NS-Täterausforschung. Wiesenthal ist Zuroff, den er erstmals
1978 traf, bis heute Mentor und Freund. Mit einem Nazi persönlich
gesprochen hat Zuroff bis heute nicht, denn für ihn sind
das "Menschen ohne Moral, ohne Reue", sagte er einmal in einem Zeitungsinterview. Seine Motivation, Nazis zu jagen: "Weil ich Jude bin."
Kurt Waldheim
Geboren wurde Efraim Zuroff im Dezember
1948 in New York, aufgewachsen ist er im Stadtteil Brooklyn.
Zuroff studierte zwar bereits in New York an der Yeshiva
University, für das Land Israel zu interessieren begann sich
der Basketball vernarrte Student allerdings erst nach dem
Sechs-Tage-Krieg. Geschichte wurde seine Leidenschaft - zuerst
die seiner Familie (Zuroffs Onkel kam in Litauen ums Leben
und die Umstände des Todes konnten nie geklärt werden), dann
die des jüdischen Volkes.
1979 wurde das Office of Special Investigation (OSI) in den
USA gegründet. Dessen Auftrag war es, in den USA lebende
Nazi-Kriegsverbrecher aufzuspüren, um ihnen die Staatsbürgerschaft
abzuerkennen und sie auszuweisen. Zuroff wurde nach einem
Projekt im Wiesenthal Center und Beendigung seines Studiums
der israelische Vertreter des OSI. In dieser Eigenschaft
sorgte er auch dafür, dass der frühere Bundespräsident Kurt
Waldheim auf die Watch List gesetzt wurde, was dem Ex-Staatsoberhaupt
bis heute die Einreise in die USA unmöglich macht.
"Unsere Arbeit beweist,
dass Goldhagen Unrecht hat"
Seit 1986 ist Zuroff Direktor des
Jerusalemer Wiesenthal Centers. Dabei konzentriert sich Zuroff
vor allem auf die Jagd von Nazi-Verbechern in Osteuropa.
Dazu sagte der Wiesenthal-Schüler einmal: "Unsere Arbeit beweist, dass Daniel Goldhagen Unrecht hat. Die Täter waren nicht
nur gewöhnliche Deutsche und Österreicher, sondern auch gewöhnliche
Kroaten, Litauer, Letten und Ukrainer."
Es war Zuroff, der herausfand, dass der SS-Arzt von Auschwitz,
Josef Mengele, in Brasilien gestorben war. Und es war Zuroff,
der belegen konnte, dass Josef Schwammberger von einem Gericht
in Stuttgart zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Der Kommandant
dreier polnischer Zwangsarbeiterlager hatte mindestens 25
Juden persönlich ermordet. Sein Hauptthema sind aber Mordkommandos,
deren Mitglieder aus Litauen, Lettland, Estland, Weißrussland
und der Ukraine geflüchtet sind.
"Operation letzte Chance"
In den vergangenen Wochen hat Zuroff
sein Augenmerk allerdings auf Österreich gelegt. Die "Operation letzte Chance" soll mit einer Prämie von 10.000 Dollar (8.864 Euro) für Hinweise, die zu Ermittlungen
gegen NS-Täter führen, einen Anreiz schaffen, die Strafverfolgung
gegen frühere NS-Kriegsverbrecher wieder aufzunehmen. Eine
ähnliche Aktion hatte das Wiesenthal Center erstmals im Vorjahr
in den baltischen Staaten durchgeführt.
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