18.07.2008 05:05 kleinezeitung.at
  Grazer uberzeugt: "Wir haben Dr. Tod getroffen!"
ROBERT ENGELE
 
 

Ehepaar ist uberzeugt, 1982 in Chile den beruchtigten steirischen KZ-Arzt Ari Heim getroffen zu haben. Der Kleinen Zeitung erzהhlten sie davon. Nun wollen sie den Nazi-Jהgern Hinweise geben.

Beim Blick in die Kleine Zeitung lief dieser Grazerin ein Schauer uber den Rucken. Sie las, dass die "Nazi-Jהger jetzt ,Dr. Tod' auf der Spur" sind und erkannte den meistgesuchten NS-Verbrecher, den sadistischen KZ-Arzt Aribert Heim ("Dr. Tod") auf dem Foto wieder. Vor 26 Jahren habe sie ihn in Chile getroffen: "Er war nur hagerer und grauer als auf dem Foto. Aber das markante Gesicht merkt man sich. Nachdem, was ich uber ihn gelesen habe, denke ich, dass er es war."

Aber der Reihe nach: Die Grazerin wurde wie ihre Schwestern in Chile geboren, weil die Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg nach Sudamerika ausgewandert waren. Aber die Mutter hat das Klima nicht vertragen und kehrte mit den drei Kindern nach Graz zuruck. Der Vater blieb in Porto Varas, 18 Kilometer nצrdlich von Puerto Montt, wo eine Tochter von Ari Heim wohnt. Und wo eine Schwester der Grazerin mit einer Schulerin namens Heim in dieselbe Klasse der deutschen Schule gegangen war.

Reisetagebuch. 1982 besuchte sie mit ihrem Mann den Vater, der ihnen die nהhere Umgebung zeigte. Eines Tages fuhrte er sie zu einem Bekannten, der tief im Dschungel zwischen Ensenada und Petrohue wohnte. "Wir suchen einen Bekannten von Papa, der Gutsverwalter in einem Sהgewerk ist", hielt der Mann der Grazerin am Abend des 26. Dezember 1982 in seinem Reisetagebuch fest.

Nazi-Gedankengut. Und dann war er da: Ein grouer Mann stellte sich mit anderem Namen vor und zeigte sich uberaus interessiert an den politischen Verhהltnissen in Deutschland und ײsterreich. Schnell kam man auf den Zweiten Weltkrieg zu sprechen und es entwickelte sich eine heiue Diskussion, erzהhlt die Grazerin, in der der Mann extrem nationalsozialistisches Gedankengut הuuerte.

Nervצs. Ihr Gastgeber brach das Gesprהch abrupt ab. "Er war ganz aufgeregt und nervצs. Er hat richtig Angst gehabt", erinnert sich das Ehepaar. Der Mann verbot ihnen ausdrucklich, Fotos zu machen, und der Vater erzהhlte bei der Heimfahrt, dass sein Bekannter nie in die Stadt ginge, alle Einkהufe wurde seine chilenische Frau fur ihn erledigen, er vergrabe sich vצllig in der Wildnis.

Eins und eins zusammengezהhlt. "Damals hab' ich zu meinem Mann gesagt, das kצnnte der Bruder vom Hitler sein", schildert die Grazerin ihre Eindrucke: "Einer aus Europa geht ja nicht in den Busch wohnen und ruhrt sich dort nicht weg. Aber ehrlich gesagt haben wir erst jetzt durch den Zeitungsartikel eins und eins zusammengezהhlt."

Damit er gefasst wird. Das Ehepaar ist bereit, seine Informationen und die Erinnerung an das Treffen der Polizei oder dem Nazi-Jהger des Simon-Wiesenthal-Centers, Efraim Zuroff, zur Verfugung zu stellen. Damit der sadistische KZ-Arzt "Dr. Tod" doch noch gefasst wird.
ROBERT ENGELE

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