Dem aktuellen Jahresbericht des Wiesenthal
Zentrums zufolge hat es Österreich seit drei Jahrzehnten
verabsäumt, jemanden wegen Verbrechen gegen Juden während
des Holocaust zu verurteilen.
Österreich ist bei der gerichtlichen Verfolgung von Nazi-Verbrechern nur "minimal erfolgreich". Das geht aus dem Jahresbericht 2008 des Simon Wiesenthal Zentrums in Jerusalem
hervor. Demnach hat Österreich während des Untersuchungszeitraumes
vom 1. April 2007 bis zum 31. März 2008 keinen einzigen Schuldspruch
erwirkt und auch keinen Nazi-Verbrecher angeklagt.
Österreich wird in dem Bericht zu jenen Ländern gerechnet, die nur einen "minimalen Erfolg, der größer sein hätte können", erzielten. Trotz einer "Vielzahl an potenziellen Verdächtigen" habe es Österreich seit drei Jahrzehnten versäumt, jemanden wegen Verbrechen
gegen Juden während des Holocaust zu verurteilen. Deshalb
würde das Land "konsequent scheitern, einen konkreten Erfolg zu erreichen", heißt es in der Untersuchung. Die Situation in Österreich sei weiterhin "extrem negativ".
Verbesserungen unter Ministerin Berger
Unter der ehemaligen SP-Justizministerin
Maria Berger sei aber eine "merkliche Verbesserung" in der Einstellung der österreichischen Behörden zur Verfolgung von Nazi-Verbrechern
bemerkbar, heißt es in dem Bericht weiter. Grund dafür sei
erstens die Entscheidung vom Juli 2007, eine Prämie von 50.000
Euro für zweckdienliche Hinweise zur Ergreifung von Aribert
Heim und Alois Brunner auszuschreiben. Ebenfalls positiv
vermerkt wird in dem Bericht, dass der Fall der ehemaligen
KZ-Aufseherin Erna Wallisch im Jänner neu aufgerollt wurde.
Wallisch verstarb im Februar jedoch.
Kritisiert werden in dem Bericht des
Simon Wiesenthal Zentrums auch Australien, Kroatien, Estland,
Ungarn, Litauen, Lettland und die Ukraine. Diese Länder seien "zumindest theoretisch" imstande, gerichtliche Schritte gegen Holocaust-Straftäter einzuleiten, hätten
es aber versäumt, während des Untersuchungszeitraumes Erfolge
zu erzielen.
USA am erfolgreichsten
Am erfolgreichsten in der Nazi-Verfolgung
sind dem Report zufolge die USA. Diese hätten ein "äußerst erfolgreiches Programm zu Ermittlungen und Verfolgung" von Holocaust-Straftätern. Ebenfalls "konkrete Erfolge" könnten Kanada, Deutschland und Italien vorweisen, heißt es in dem Bericht.
Generell hat sich die Zahl von neuen
Ermittlungen gegen Holocaust-Straftäter laut der Untersuchung
im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht. In 18 Ländern
seien die Verfolgungen von Nazi-Verbrechern fortgesetzt worden.
Außerdem seien weltweit sieben erfolgreiche Prozesse gegen
ehemalige Nazis geführt worden.
diepresse.com
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