February 6,2009 wienerzeitung.at
  "Österreich war so gut wie völlig untätig"
Von Katharina Schmidt
 
 

"Wiener Zeitung": Geben Sie sich von den Meldungen über den Tod Aribert Heims zufrieden?
Efraim Zuroff: Nein, ich glaube nicht, dass er tot ist, es gibt hier zu viele Fragezeichen. Die Leiche fehlt, das Grab fehlt, auch gab es keine DNA-Tests. Das ist kein befriedigendes Ende.

Sind Sie jetzt sehr enttäuscht, dass Sie Heim nicht mehr vor Gericht bringen konnten?

Ja klar bin ich enttäuscht, aber ich sage auch sehr deutlich, dass es noch nicht vorbei ist. Es ist nicht so unwahrscheinlich, dass Heim noch lebt.

Welche nächsten Schritte werden Sie nun unternehmen?

Wir werden zunächst mit der deutschen Polizei darüber beraten. Dann werden wir schauen, ob wir seinen Leichnam finden können. Außerdem werden wir unsere Suche nach Heim auch anderswo (also nicht nur in Ägypten, Anm.) fortsetzen. Wie gesagt: Es ist noch nicht vorbei.

Dass Heim in Kairo lebte, ist offenbar klar. Aber warum konnte er sich dort so lange unbehelligt aufhalten?

Ich bezweifle nicht, dass er in Kairo gelebt hat, ich bezweifle nur, dass er dort gestorben ist. Kairo ist ein wundervoller Ort für Nazis – ein Paradies, fast so wie Österreich.

Sie sind offensichtlich nicht begeistert vom österreichischen Umgang mit Nazi-Verbrechern. . .

Ich möchte klar festhalten: Österreich ist in dieser Causa so gut wie völlig untätig geblieben. Die Deutschen haben hingegen sehr hart an der Ergreifung Heims gearbeitet.

Warum haben ZDF und "New York Times" etwas geschafft, woran die Behörden jahrzehntelang gescheitert sind?

Das ist ganz einfach: Es gab einen Informanten – und der ist weder zur Polizei, noch zum Simon-Wiesenthal-Zentrum gegangen, sondern eben zu ZDF und "New York Times". Man hat uns nicht gesagt, wer es war, aber wir vermuten, dass es ein Familienmitglied war.

Was sind nun die nächsten Schritte zur Ergreifung der restlichen Nazi-Täter?

Warum fragen Sie da nicht Ihr Justizministerium, warum es nicht schon längst ein medizinisches Fremdgutachten zum Geisteszustand von Milivoj Asner gibt?

Zuroff ist Chef des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem.

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