13.04.2010 - 12:38 Uhr taxi40100.at
Wiesenthal-Zentrum kritisiert Österreich

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat in seinem neuen Jahresbericht Österreich im Zusammenhang mit der strafrechtliche Verfolgung von NS-Verbrechern kritisiert. Wegen "minimaler Anstrengungen bei der Untersuchung von Nazi-Kriegsverbrechen" bekam Österreich vom Leiter des Jerusalemer Zentrums, Efraim Zuroff, nur die Note "ausreichend". Schon im Vorjahr hatte Zuroff die österreichische Haltung bemängelt.

"Während in Deutschland viele Ermittlungen geführt und immerhin einige Verurteilungen erreicht werden, hat es in Österreich seit über 30 Jahren keine einzige Verurteilung eines NS-Verbrechers gegeben", hatte es im Bericht des Jahres 2009 geheißen. Deutschland erhielt heuer erstmals die Note "sehr gut".

"Deutschland ist nicht perfekt, ab es tut viel mehr als es im vergangenen Jahrzehnt getan hat", sagte der Nazi-Jäger. "(John) Demjanjuk wurde in München vor Gericht gestellt. Deutschland ist jetzt auch bereit, Nicht-Deutsche strafrechtlich zu verfolgen, was in der Vergangenheit nicht der Fall war. Es besteht auch die Bereitschaft, Personen unterhalb des Offiziers-Dienstgrades anzuklagen. Das eröffnet ein gewaltiges Potenzial für neue Gerichtsfälle."

Die Veröffentlichung des neuen Jahresberichts fiel mit dem Holocaust-Gedenktag in Israel am Montag zusammen. Am sogenannten Jom ha-Schoah gedenkt Israel jedes Jahr mit zwei Schweigeminuten der sechs Millionen Juden, die während der NS-Zeit getötet worden waren. Um 10.00 Uhr heulten landesweit die Sirenen.

Das Wiesenthal-Zentrum ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern und Kollaborateuren bekannt geworden. Die 1977 gegründete Menschenrechtsorganisation hat ihren Hauptsitz in Los Angeles. Das Zentrum ist nach dem österreichischen Juden Simon Wiesenthal (1908 bis 2005) benannt, der viele Angehörige während des Holocaust verloren und deshalb nach dem Zweiten Weltkrieg weltweit nach Nazi-Tätern geforscht hatte.

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