05.09.2010 um 11:17 Uhr
kleinezeitung.at
KZ-Arzt Aribert Heim starb bereits 1991 in Kairo

Der aus Bad Radkersburg stammende KZ-Arzt Aribert Heim ist laut einem Bericht einer spanischen Tageszeitung bereits im August 1991 im Alter von 77 Jahren in einem Hotel der ägyptischen Hauptstadt Kairo gestorben.

Die Tageszeitung "El Pais" berief sich dabei auf Protokolle von Aussagen, die Heims Sohn Rüdiger am 13. Juli dieses Jahres vor dem Landgericht der deutschen Stadt Baden-Baden (Baden-Württemberg) getätigt haben soll. Der 1914 geborene Aribert Heim war als "Dr. Tod" im KZ Mauthausen gefürchtet, wo auch zahlreiche spanische Häftlinge ums Leben kamen.

Heim soll 1963 nach Ägypten ausgewandert sein. Dem von "El Pais" zitierten Protokoll zufolge nahm der der damals 37-jährige Sohn im Juli 1991 von der katalanischen Stadt Girona aus telefonischen Kontakt mit seinem in einem Kairoer Hotel ("Kasr al-Madina") lebenden Vater auf. Dieser bat ihn, zu ihm zu kommen, weil es ihm sehr schlecht gehe. Letztlich sei Aribert Heim, der bis heute als einer der meist gesuchten mutmaßlichen NS-Verbrecher gilt, nach 20 Tagen an Nierenversagen gestorben. Der Körper wurde laut dem Sohn auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen der Wissenschaft zur Verfügung gestellt.

Der ehemalige KZ-Arzt sei während seines Aufenthalts in Ägypten zum Islam konvertiert und habe bis zu seinem Tod den Namen Tarek Hussein Farid getragen, hieß es in dem Bericht von "El Pais". Bereits im Februar 2009 hatten der deutsche Sender ZDF und die New York Times unter Berufung auf Heims Sohn Rüdiger und eine ägyptische Sterbeurkunde berichtet, dass der steirische NS-Arzt in Kairo verstorben sei. Als Jahr wurde damals 1992 angegeben. Laut "El Pais" hatte Sohn Rüdiger den Vater insgesamt vier Mal in Kairo besucht.

Heim arbeitete in den Konzentrationslagern Sachsenhausen (1940), Buchenwald (1941) und Mauthausen. Im oberösterreichischen KZ soll er Hunderte Häftlinge mit tödlichen Injektionen unter anderem direkt ins Herz umgebracht zu haben. Augenzeugen berichteten, er habe aus der gegerbten Haut eines Opfers einen Lampenschirm für den Lagerkommandanten herstellen lassen.

Heim wurde im Jahr 1914 geboren und promovierte im Jahr 1940 in Wien zum Doktor der Medizin. Nach dem Zweiten Weltkrieg praktizierte er im süddeutschen Baden-Baden als Frauenarzt. Als im Jahr 1962 Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er unter. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum vermutete ihn auch in Südamerika, wo auch seine uneheliche Tochter Waltraud lebt. Die österreichische Regierung schrieb im Jahr 2007 eine Prämie von 50.000 Euro für zweckdienliche Hinweise zu seiner Ergreifung aus.

Im Jahr 2008 setzte ihn das Wiesenthal-Zentrum erstmals an die Spitze der Liste der meistgesuchten Kriegsverbrecher. Heim löste Alois Brunner ab, von dem es hieß, angesichts seines hohen Alters sei es unwahrscheinlich, dass er noch am Leben sei. Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums, Ephraim Zuroff, sagte damals, Heim stehe auf einer Stufe mit dem berüchtigten KZ-Arzt Josef Mengele und sei "der größte Fisch", der noch zu fangen sei.

Im selben Jahr reiste Zuroff im Rahmen der "Operation: Letzte Möglichkeit" in den Süden Argentiniens und Chiles, um nach Hinweisen auf Heim zu suchen. Anschließend schloss er nicht aus, dass der Gesuchte noch am Leben sein könnte.

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