Der
Kroate Ašner stand wegen Demenz nie vor Gericht. Das Wiesenthal-Zentrum
kritisiert Österreich als „Nazi-Paradies“.
. . Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Milivoj Ašner (98) am 14. Juni in einem
Klagenfurter Heim verstorben. Er soll an der Verfolgung und
Deportation hunderter Serben, Juden sowie Sinti und Roma
beteiligt gewesen sein. Dem Kroaten wird vorgeworfen, als
Funktionär des Ustascha-Regimes fungiert zu haben. Dieses
war zwischen 1941 und 1945 als Handlanger Nazi-Deutschlands
und des faschistischen Italien für Gräueltaten und Massenmorde
in Kroatien verantwortlich.
Ašner wies alle Vorwürfe zurück, zu einem Prozess ist es nie gekommen. Nach dem
Weltkrieg flüchtete der Kroate nach Österreich, erst 2004
wurde ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Die Justiz erklärte
dies damit, dass die Archive mit den Kriegsakten erst in
den späten 1990er-Jahren geöffnet worden seien. Das Verfahren
wurde eingestellt, weil Gutachter Ašner als nicht vernehmungsfähig
eingestuft hatten (schwere Demenz). Für Aufregung sorgte
im Juni 2008 der Bericht eines britischen Journalisten: Er
hatte Ašner während der Fußball-EM „geistig klar“ in der
Klagenfurter Fanzone entdeckt. Ein weiteres Gutachten ergab
erneut, dass man Ašner nicht vernehmen könne.
Wiesenthal-Zentrum: Versagen der Justiz
Der Leiter des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff,
kritisierte die Justiz scharf: Österreich sei ein „Paradies
für Nazis“. Ašner stand auf der vom Wiesenthal-Zentrum
erstellten Liste der zehn meistgesuchten Kriegsverbrecher
auf Platz zwei. Wer in die Top Ten aufrückt, ist noch unklar.
Laut Zuroff „warten schon mehrere Leute darauf“, auf die
Liste zu kommen.
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