20.06.2011 | 18:28 |
diepresse.com
Nummer zwei der Kriegsverbrecherliste in Klagenfurt gestorben

Der Kroate Ašner stand wegen Demenz nie vor Gericht. Das Wiesenthal-Zentrum kritisiert Österreich als „Nazi-Paradies“.

. . Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Milivoj Ašner (98) am 14. Juni in einem Klagenfurter Heim verstorben. Er soll an der Verfolgung und Deportation hunderter Serben, Juden sowie Sinti und Roma beteiligt gewesen sein. Dem Kroaten wird vorgeworfen, als Funktionär des Ustascha-Regimes fungiert zu haben. Dieses war zwischen 1941 und 1945 als Handlanger Nazi-Deutschlands und des faschistischen Italien für Gräueltaten und Massenmorde in Kroatien verantwortlich.

Ašner wies alle Vorwürfe zurück, zu einem Prozess ist es nie gekommen. Nach dem Weltkrieg flüchtete der Kroate nach Österreich, erst 2004 wurde ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Die Justiz erklärte dies damit, dass die Archive mit den Kriegsakten erst in den späten 1990er-Jahren geöffnet worden seien. Das Verfahren wurde eingestellt, weil Gutachter Ašner als nicht vernehmungsfähig eingestuft hatten (schwere Demenz). Für Aufregung sorgte im Juni 2008 der Bericht eines britischen Journalisten: Er hatte Ašner während der Fußball-EM „geistig klar“ in der Klagenfurter Fanzone entdeckt. Ein weiteres Gutachten ergab erneut, dass man Ašner nicht vernehmen könne.

Wiesenthal-Zentrum: Versagen der Justiz
Der Leiter des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, kritisierte die Justiz scharf: Österreich sei ein „Paradies für Nazis“. Ašner stand auf der vom Wiesenthal-Zentrum erstellten Liste der zehn meistgesuchten Kriegsverbrecher auf Platz zwei. Wer in die Top Ten aufrückt, ist noch unklar. Laut Zuroff „warten schon mehrere Leute darauf“, auf die Liste zu kommen.

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