Der
Fall Asner bestätigt für das Jerusalemer Wiesenthal-Zentrum
das "völlige Versagen der österreichischen Justizbehörden, sich der Frage der Nazi-Kriegsverbrechen
angemessen anzunehmen".
Nach dem Tod des mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrechers Milivoj Asner in
Klagenfurt übt das Simon-Wiesenthal-Zentrum scharfe Kritik
am Umgang Österreichs mit dem Fall. Asners Tod spreche der
Gerechtigkeit Hohn, sagte der Leiter des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums,
Efraim Zuroff, am Montag. Der Fall Asner "bestätigt das völlige Versagen der österreichischen Justizbehörden, sich der
Frage der Nazi-Kriegsverbrechen in den vergangenen drei Jahrzehnten
angemessen anzunehmen", sagte Zuroff.
"Österreich ist ein Paradies für Nazis. Der Fall Asner beweist dies aufs Neue", sagte Zuroff und wiederholte damit einen früheren Vorwurf. Er wies darauf hin,
dass in Kroatien bereits im Jahr 2005 ein Strafverfahren
gegen Asner eingeleitet worden sei. Seine "entscheidende Rolle" und Verantwortung für die Tötung von Hunderten Juden, Serben und Roma in der
slawonischen Stadt Pozega sei "völlig klar" gewesen.
Durch das "fehlerhafte Verhalten" der österreichischen Justiz, die "wohlwollende Ärzte" mit der Erstellung von Gerichtsgutachten betraut habe, sei Asner der Gerechtigkeit
entkommen. Asner war in mehreren Gutachten aufgrund von Demenz
für verhandlungsunfähig erklärt worden.
Staaten sollen "letzte
dringende Anstrengungen" unternehmen
Zuroff rief alle Staaten auf, "letzte
dringende Anstrengungen" zu unternehmen, der noch flüchtigen mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher habhaft
zu werden. Durch den Tod Asners ist ein Platz in der vom
Wiesenthal-Zentrum verfassten Liste der zehn meistgesuchten
Nazi-Kriegsverbrecher freigeworden. Laut Zuroff "warten schon mehrere Leute darauf" in die Liste aufgenommen werden. Die Entscheidung, wer in die Liste aufrücke,
werde "in den nächsten Tagen fallen", kündigte Zuroff an.
Ein Ende der von Zuroff geleiteten "Operation
letzte Chance" zur Ausforschung von Nazi-Kriegsverbrechern ist keineswegs in Sicht. Die in
der Liste angeführten Kriegsverbrecher seien nämlich "nur die Spitze des Eisbergs", betonte Zuroff.
diepresse.com
|