23. Februar 2016, 16:13 derstandard.at
Orbán-Partei errichtet Statue für Antisemiten
Gregor Mayer

Die rechtspopulistische Fidesz stellt eine Statue von György Donáth nahe dem Budapester.

Ungarns rechtspopulistische Regierungspartei Fidesz errichtet einem glühenden Antisemiten aus der Horthy-Zeit ein Denkmal – nur wenige Meter vom Budapester Holocaust-Museum entfernt. Die Statue von György Donáth soll am Mittwoch von Fidesz-Vizeobmann Gergely Gulyás eingeweiht werden, war am Dienstag auf der Website der von Fidesz dominierten Verwaltung des Budapester Bezirks Ferencváros zu lesen. Donáth war von 1939 bis 1944 als Parlamentsabgeordneter ein glühender Befürworter der analog zu den Nürnberger Rassengesetzen erlassenen ungarischen Judengesetze. Darüber hinaus tat er sich als Organisator antisemitischer Massenorganisationen hervor, der sich den "sozialen Kampf gegen die fremden Rassen" auf die Fahne schrieb. Donáth wurde 1947 von der kommunistischen Justiz unter falschen Anschuldigungen zum Tod verurteilt und hingerichtet. Seine Rolle als ideologischer Judenverfolger war nicht Gegenstand dieses Schauprozesses. Horthys Ungarn: Opfer oder Verbündeter Hitlers Am Ende der Horthy-Ära hatten die ungarischen Behörden eine halbe Million ungarischer Juden nach Auschwitz deportiert, der Großteil von ihnen wurde in den Gaskammern ermordet. Die Regierung des seit 2010 amtierenden Viktor Orbán leugnet beharrlich die Verantwortung, die Ungarn für den Holocaust an den ungarischen Juden trägt. Im Gegenteil: Ein Denkmal auf dem Budapester Szabadság-Platz stellt Ungarn als "unschuldiges Opfer" der Deutschen dar. In Wirklichkeit war aber der von 1919 bis 1944 herrschende rechtsautoritäre "Reichsverweser" Miklós Horthy bis zum Schluss ein Verbündeter Adolf Hitlers. Nicht das erste Denkmal dieser Art Schon Ende 2015 wollten Fidesz-Anhänger in Székesfehérvár ein vom Justizministerium bezahltes Denkmal für den Antisemiten Bálint Hóman (1885–1951) errichten. Der Historiker und Minister, einer der Architekten der Judengesetze, diente nach der Abdankung Horthys den faschistischen Pfeilkreuzlern, die mit offenem Terror herrschten. Die Aufstellung des Denkmals in Székesfehérvár wurde abgeblasen, nachdem Emissäre von US-Präsident Barack Obama bei Orbán interveniert hatten. Mit György Donáth hat Fidesz eine Figur gefunden, die – zumindest bisher – unter dem Radar der internationalen Aufmerksamkeit aufs Podest gestellt werden kann. Der Historiker Krisztián Ungváry erinnert daran, dass es in der Geschichte der ungarischen Rechten durchaus auch anständige Persönlichkeiten gab. "Aber die Regierung kanonisiert eigenartigerweise immer nur jene, die für Rassentheorien offen waren", so Ungváry im Internetportal - derstandard.at/2000031656561/Orban-Partei-errichtet-Statue-fuer-Antisemiten

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