30.03.2016 | 10:12 | diepresse.com
Wiener SS-Mann Skorzeny soll für Mossad getötet haben

Laut einem Medienbericht ermordete Otto Skorzeny als Agent des israelischen Geheimdiensts einen für Ägypten arbeitenden Raketentechniker.

Ein österreichischer Offizier der Waffen-SS soll 1962 im Auftrag des israelischen Geheimdienstes getötet haben. Der Wiener Otto Skorzeny sei als Mossad-Agent für das Verschwinden des Raketentechnikers Heinz Krug verantwortlich gewesen, schreibt die israelische Zeitung "Haaretz". Krug habe an einem Raketenprogramm Ägyptens mitgearbeitet.

Skorzeny sei offenbar der einzige Nazi gewesen, den der Mossad später rekrutiert habe, sagte der Leiter des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, am Dienstag. Einen Deal mit Skorzeny hält Zuroff aus israelischer Perspektive für sinnvoll: "Die Operation war absolut legitim, um Schaden abzuwenden." Skorzeny sei als Agent für den Mossad infrage gekommen, weil er nicht aktiv am Holocaust beteiligt gewesen sei.

Skorzeny soll Streichung von Wiesenthal-Liste gefordert haben

Skorzeny soll als Gegenleistung gefordert haben, von der Fahndungsliste des "Nazi-Jägers" Simon Wiesenthal gestrichen zu werden. Das habe Wiesenthal verweigert, sagte Zuroff. Über die Anwerbung von Skorzeny durch den Mossad wurde zwar bereits 1989 berichtet, aber nicht über die gezielte Tötung.

Bekanntheit erlangte Skorzeny, als er von den Nazis als Held bei der Befreiung des italienischen Diktators Mussolini 1943 gefeiert wurde. Allerdings war ein Großteil davon NS-Propaganda. Er erhielt das "Eiserne Kreuz", obwohl er weder an der Planung maßgeblich beteiligt war, noch bei dem Kommandounternehmen über Befehlsgewalt verfügte. "Tatsache ist, dass Skorzeny dieses Unternehmen in einem entscheidenden Moment sogar gefährdet hat", schrieb etwa die "Zeit" unter dem Titel "Die Wahrheit über Skorzeny" im Jahr 1950.

"Gelegenheitsvermittler" für österreichische Regierung

Bei einem Kriegsverbrecherprozess 1947 wurde er freigesprochen und setzte sich später in das franquistische Spanien ab. Die österreichische Botschaft in Spanien unterstützte seine Bestrebungen, wieder Österreicher zu werden. Skorzeny war zudem als "Gelegenheitsvermittler" für die österreichische Regierung tätig, wie der "Spiegel" 1961 berichtete. Er starb 1975 in Madrid als freier Mann im Alter von 67 Jahren an Krebs.

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