06.09.2005 Salzburger Nachrichten
  Österreich soll Belohnung auf Ex-SS-Arzt aussetzen

 
 

Der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff, hat die österreichische Regierung aufgerufen, eine Belohnung auf den gesuchten SS-Arzt Aribert Heim auszusetzen. In einem offenen Brief an Justizministerin Gastinger schlug Zuroff vor, dass Wien eine etwa gleich hohe Ergreiferprämie wie das Landeskriminalamt im deutschen Baden-Württemberg aussetzen solle: 130.000 Euro.

Dem 1914 in Radkersburg geborenem Heim wird vorgeworfen, 1941 als SS-Arzt im Konzentrationslager Mauthausen zahlreiche Häftlinge grausam ermordet zu haben, viele davon durch Herzinjektionen. "Angesichts der Tatsache, dass Heim in Österreich geboren wurde, an der Universität Wien studierte und seine Verbrechen in Mauthausen beging, halte ich eine aktive Beteiligung Ihrer Regierung an dem Versuch, einen ehemaligen Nazi-Kriegsverbrecher juristisch zur Strecke zu bringen, für völlig gerechtfertigt", so Zuroff in seinem Schreiben an Gastinger.

Der heute 91-jährige Heim ist laut Simon-Wiesenthal-Zentrum nach dem Eichmann-Gehilfen Alois Brunner der meistgesuchte NS-Verbrecher weltweit. Wie "Der Spiegel" jüngst berichtete, habe Heim nach dem Krieg als Frauenarzt in Baden-Baden gearbeitet. Seit 1962 sei er auf der Flucht. Es sei anzunehmen, dass Heim noch lebt. Wie das Magazin berichtete, gibt es bei der Berliner Sparkasse immer noch ein Konto auf seinen Namen - Guthaben: rund eine Million Euro. Wäre Heim tot, so argumentieren die Ermittler, hätten sich seine Erben bereits gemeldet.

Unterdessen fahndet die spanische Polizei gezielt nach Heim. Die Polizei suche in der Region von Valencia nach ihm, sagte ein Polizeisprecher am Freitag in Madrid. Man habe ein Rechtshilfeersuchen aus Deutschland erhalten.

Salzburger Nachrichten, 9.09.2005