Mittwoch, 28. September 2005 Kurier
  Prokop prüft NS-Ergreiferprämie

 
 

Wien - Im Innenministerium werde noch geprüft, ob zur Ergreifung eines mutmaßlichen österreichischen NS-Kriegsverbrechers eine Prämie ausgeschrieben werden soll. Das teilte der Pressesprecher des Innenministeriums, Johannes Rauch, am Mittwoch auf Anfrage mit. Justizministerin Karin Gastinger (B) hatte die Forderung im "Standard" erhoben. Die SPÖ hält in diesem Fall eine Ergreiferprämie für gerechtfertigt.

KZ-Arzt wird in Spanien vermutet

Bei dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher handelt es sich um Aribert Heim. Heim ist untergetaucht. Der KZ-Arzt, am 28. Juni 1914 in Bad Radkersburg geboren, soll zu den wenigen noch lebenden Nazi-Schergen gehören, die es seit über vier Jahrzehnten geschafft haben, einer Anklage zu entgehen. Derzeit vermuten Fahnder den mutmaßlichen Mörder in Spanien. In Erinnerung gerufen wurde dieser Fall durch den Direktor des Simon-Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem, Efraim Zuroff. Er hatte Anfang September die österreichische Regierung aufgerufen, eine Belohnung auf den gesuchten SS-Arzt Aribert Heim auszusetzen.

Vorschlag für SPÖ gerechtfertigt

SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim begrüßte, "dass Gastinger nun den Vorschlag Efraim Zuroffs aufgreift und eine Prämie für die Ergreifung fordert". Üblicherweise stelle die "Auslobung" einer Ergreiferprämie für die SPÖ kein taugliches Mittel zur Kriminalitätsbekämpfung dar. Sowohl prinzipielle Überlegungen wie die Untergrabung des Gewaltmonopols des Staates, als auch die erschwerte Resozialisierungsmöglichkeit stünden einer solchen Maßnahme entgegen. "In einem solchen Ausnahmefall, den NS-Verbrechen eindeutig darstellen, ist ein solcher Schritt gerechtfertigt." .

Kurier, September 28, 2005