12. Oktober 2005 Kurier
  "Österreich sollte Asner ausliefern"

 
 

Der kroatische Amateurhistoriker Budaj spricht Österreich das "moralische Recht" ab, den mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrecher zur Rechenschaft zu ziehen.

Wien - Der kroatische Amateurhistoriker Alen Budaj hat die österreichische Regierung in einem Schreiben erneut aufgefordert, einen mutmaßlichen kroatischen Kriegsverbrecher an Zagreb auszuliefern. "Die österreichischen Behörden sollten Milivoj Asner (Georg Aschner) den kroatischen Behörden übergeben", verlangt Budaj in seinem Brief an die österreichische Regierung. Das Justizministerium in Wien hatte knapp drei Wochen ein Auslieferungsgesuch Kroatiens abgelehnt. Begründung: Der 92-jährige Kroate besitzt auch die österreichische Staatsbürgerschaft.

Österreich habe Asner versteckt

Budaj sprach nun im Schreiben Österreich das "moralische Recht" ab, Asner zur Rechenschaft zu ziehen. Asner habe in Österreich gelebt und die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Er sei von Österreich unter einer falschen Identität versteckt und für seine Kriegsverbrechen nie belangt worden.

In seinem Brief fordert Budaj außerdem, dass die Republik Österreich die "offizielle Verpflichtung" auf sich nehme, den jüdischen Friedhof von Pozega für die nächsten 60 Jahre zu erhalten - "auf Grund der Tatsache, dass die österreichischen Behörden in den vergangenen 60 Jahren jener Person Schutz geboten haben, der für die Zerstörung der jüdischen Gemeinde von Pozega verantwortlich ist", wie der Amateurhistoriker schreibt.

Mutmaßlicher Kriegsverbrecher

Asner soll sich als Chef der faschistischen Ustascha-Polizei in der zentralkroatischen Stadt Pozega im Zweiten Weltkrieg Verbrechen an Serben und Juden schuldig gemacht haben. Der aus Pozega stammende Budaj unternahm Geschichtsforschungen, die den heute 92-Jährigen, der sich offenbar unbehelligt in Klagenfurt aufhält, schwer belasten. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher klagte den Amateurhistoriker daraufhin wegen Verleumdung.

Das Wiesenthal-Zentrum wirft Asner vor, im von Nazi-Deutschland unterstützten, vom Ustascha-Regime geführten "Unabhängigen Staat Kroatien" (Nezavisna Drzava Hrvatska/NDH) zwischen 1941 und 1945 Kriegsverbrechen in Slawonien begangen zu haben. Asner lebte seit 1945 in Österreich und ging 1991, als Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien proklamierte, zurück in seine Heimat. Nachdem eine Anzeige gegen ihn erfolgt war, floh der mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Kroatien. Im Oktober des Vorjahres machte ein kroatischer Reporter Asner dann in Klagenfurt ausfindig.

Bereits Mitte September hatte der Amateurhistoriker Budaj in einen Offenen Brief an Bundespräsident Heinz Fischer und Regierungsvertreter gefordert, Asner an Kroatien auszuliefern.

Kurier, 12.10.2005