02.02.2006 16:31

Kleine Zeitung Online
  Festnahme von Milivoj Asner gefordert

 
 

Nachdem der in Klagenfurt lebende mutmaßliche Kriegsverbrecher Milivoj Asner (Aschner) nach Angaben der Abteilung Staatsbürgerschaftswesen in der Kärntner Landesregierung kein Österreicher mehr sein soll, hat der Direktor des Jerusalemer Simon Wiesenthal Centers, Efraim Zuroff, dessen sofortige Festnahme gefordert. "Ich ersuche die österreichischen Behörden dringend, Asner sofort festzunehmen", sagte er am Donnerstag gegenüber der APA.

Vorwürfe. Asner soll als Polizist des faschistischen Ustascha-Regimes für Verbrechen an der Zivilbevölkerung, Deportationen in Konzentrationslager sowie Raub und Vertreibung in Kroatien während des Zweiten Weltkriegs verantwortlich sein. Opfer damals waren vor allem Juden und Serben.

Auslieferungsantrag. Kroatien hatte diesbezüglich einen Auslieferungsantrag an Österreich gestellt. Diesem wurde aber nicht nachgekommen, mit Verweis auf die österreichische Staatsbürgerschaft Asners.

Fluchtgefahr. Nach den jüngsten Entwicklungen gibt es für Zuroff für die österreichische Justiz "keinen Grund auf der Welt" mehr, den 92-Jährigen nicht festzunehmen und auszuliefern. Dessen hohes Alter sei für eine Strafverfolgung kein Hinderungsgrund. Der Nazi-Jäger befürchtet, dass der mutmaßliche NS-Verbrecher fliehen könnte. "Ich möchte daher keine netten Worte, sondern nette Taten", sagte Zuroff an die österreichische Justiz gerichtet. Asner sei bereits einmal geflohen, betonte er.

Flucht. Nach der kommunistischen Machtübernahme in Jugoslawien hatte Asner Kroatien verlassen und ging nach Österreich, wo er im Jahr 1946 eingebürgert wurde. 1991 kehrte er wieder nach Kroatien zurück, nachdem das Land die Unabhängigkeit von Jugoslawien erlangt hatte. Nachdem die Staatsanwaltschaft in Pozega, wo es zu den Deportationen kam, Ermittlungen aufgenommen hatte, floh der mutmaßliche Kriegsverbrecher erneut aus Kroatien und lebt seither in Kärnten.

Verfahren. Beim Landesgericht Klagenfurt war ein Verfahren gegen ihn aufgenommen worden. Da es aber Unklarheit über die Staatsbürgerschaft Asners gab, wurde diese Frage geprüft.

Österreichische Staatsbürgerschaft verloren. Wie gestern durch die Kärntner Abteilung für Staatsbürgerschaftswesen bekannt wurde, hat Asner die österreichische Staatsbürgerschaft verloren. Er habe sich Anfang der 90er Jahre nämlich aktiv um die kroatische Staatsbürgerschaft bemüht und verabsäumt, die Beibehaltung der österreichischen zu beantragen, hieß es. Er habe dies zwar später nachgeholt, aber den Behörden in Österreich verschwiegen, dass er bereits Kroate geworden sei. Damit sei die Beibehaltung nicht rechtens zuerkannt worden.

Kleine Zeitung Online, 3.02.06