9.06.2006

ORF.at
  Ašner erschien nicht vor Gericht

 
 

Der mutmaßliche kroatische Kriegsverbrecher Milivoj Ašner ist auch beim dritten Verhandlungstag eines von ihm angestrengten Prozesses in Zagreb nicht erschienen.

Ašner hatte den Amateurhistoriker Alen Budaj wegen Verleumdung geklagt. Ašners Anwalt kündigte an, dass er seinem Klienten einen gütlichen Vergleich vorschlagen werde.

Mit gelbem Stern vor Gericht erschienen
Budaj sagte gegenüber APA, dass er kein Interesse an einem Vergleich habe. Er hatte schon im Juni 2005, als ihn der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ašner geklagt hatte, erklärt, dass die Gerichtsverhandlung aus seiner Sicht verfassungswidrig sei.

Budaj trug gestern bei seinem Erscheinen vor Gericht einen gelben Stern an seinem Hemd, wie ihn die Juden während Zweites Weltkrieg in Kroatien tragen mussten.

Geschichtsforschungen belasten Ašner
Ašner soll als Chef der faschistischen Ustascha-Polizei in der zentralkroatischen Stadt Požega im Zweiten Weltkrieg Verbrechen an Serben und Juden begangen haben. Budaj unternahm Geschichtsforschungen, die den heute über 90-Jährigen, der in Klagenfurt lebt, schwer belasten.

Unter dem Namen Aschner in Kärnten
Auch an den ersten beiden Verhandlungstagen war Ašner nicht erschienen, obwohl er selbst Budaj geklagt hatte. Dieses Mal war Ašner die Vorladung auch nach Klagenfurt zugestellt worden, wo er unter dem Namen Aschner zuletzt lebte.

Anzeige durch Wiesenthal-Zentrum
Budaj sammelte in den vergangenen Jahren Beweise, die einen Kriegsverbrecher-Prozess gegen Ašner rechtfertigen würden.

Nachdem Budaj seine Unterlagen dem Simon Wiesenthal-Zentrum übergeben hatte, erstattete dessen Direktor, Efraim Zuroff, Anfang Juli 2004 Anzeige.

Kroatischer Reporter fand Ašner
Ašner hatte seit 1945 in Österreich gelebt und ging 1991, als Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien proklamierte, zurück in seine Heimat. Nachdem die Anzeige erfolgt war, floh der mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Kroatien. Im Oktober des Vorjahres machte ein kroatischer Reporter Ašner dann in Klagenfurt ausfindig.

Ašner bestreitet Vorwürfe
Das Wiesenthal-Zentrum wirft Ašner vor, im von Nazi-Deutschland unterstützten "Unabhängigen Staat Kroatien" zwischen 1941 und 1945 als Polizist des Ustascha-Regimes Kriegsverbrechen gegen Serben und Juden begangen zu haben. Ašner hat diese Vorwürfe stets bestritten.

ORF.at, 9.06.06