21.06.2005

ORF.at
  Mutmaßlicher Kriegsverbrecher klagt

 
 

Der mutmaßliche kroatische Kriegsverbrecher Milivoj Ašner hat den Amateurhistoriker Alen Budaj wegen Verleumdung geklagt. Budaj unternahm Geschichtsforschungen, die den heute 91-Jährigen schwer belasten.

Der Prozess gegen den Amateurhistoriker soll laut Medienberichten am Montag vor einem Zagreber Gericht beginnen.

Budajs Unterlagen führten zur Anzeige
Budaj hat laut kroatischen Medienberichten ausreichend Beweise gesammelt, die einen Kriegsverbrecher-Prozess gegen Ašner rechtfertigen würden.

Nachdem Budaj seine Unterlagen dem Simon Wiesenthal-Zentrum übergeben hatte, erstattete dessen Direktor, Efraim Zuroff, Anfang Juli 2004 Anzeige.

Vorwürfe des Wiesenthal-Zentrums
Das Wiesenthal-Zentrum wirft Ašner vor, im von Nazi-Deutschland unterstützten, vom Ustascha-Regime geführten "Unabhängigen Staat Kroatien" zwischen 1941 und 1945 Kriegsverbrechen gegen Serben und Juden begangen zu haben.

Anfang Juni forderte das Zentrum von der österreichischen Regierung rechtliche Maßnahmen gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher.

Ašner an Kriegsverbrechen schuldig?
Ašner soll sich als Chef der faschistischen Ustascha-Polizei in der zentralkroatischen Stadt Pozega im Zweiten Weltkrieg Verbrechen an Serben und Juden schuldig gemacht haben.

Ašner in Klagenfurt ausfindig gemacht
Ašner hatte seit 1945 in Österreich gelebt und ging 1991, als Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien proklamierte, zurück in seine Heimat. Nachdem die Anzeige erfolgt war, floh der mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Kroatien.

Im Oktober des Vorjahres machte ein kroatischer Reporter Ašner dann in Klagenfurt ausfindig. Sollte es zu einem Verfahren kommen, dürfte Kroatien die Auslieferung Ašners von Österreich beantragen. Beim Prozess gegen Budaj wird Ašner von seiner Anwältin vertreten.

ORF.at, 21.06.05