4.11.2005

ORF.at
  Prozess gegen Budaj verschoben

 
 

Der Prozess gegen den Amateurhistoriker Alen Budaj ist in Kroatien erneut verschoben worden. Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Milivoj Ašner, der gegen Budaj einen Prozess wegen Verleumdung angestrengt hat, ist nicht vor Gericht in Zagreb erschienen.

Der Prozess gegen Budaj soll im März nächsten Jahres fortgesetzt werden. Die Vorladung wird Ašner durch diplomatische Känale nach Österreich zugestellt, entschied die Richterin.

Mutmaßlicher Ustascha-Chef
Ašner soll als Chef der faschistischen Ustascha-Polizei in der zentralkroatischen Stadt Požega im Zweiten Weltkrieg Verbrechen an Serben und Juden begangen haben.

Budaj unternahm Geschichtsforschungen, die den heute 91-Jährigen schwer belasten und einen Kriegsverbrecher-Prozess rechtfertigen würden.

Anzeige durch Simon Wiesenthal-Zentrum
Nachdem Budaj seine Unterlagen dem Simon Wiesenthal-Zentrum übergeben hatte, erstattete dessen Direktor, Efraim Zuroff, Anfang Juli 2004 Anzeige.

Das Wiesenthal-Zentrum wirft Ašner vor, im von Nazi-Deutschland unterstützten "Unabhängigen Staat Kroatien" zwischen 1941 und 1945 als Polizist des Ustascha-Regimes Kriegsverbrechen gegen Serben und Juden begangen zu haben. Ašner hat diese Vorwürfe stets bestritten.

Klagenfurt als Versteck
Ašner hatte seit 1945 in Österreich gelebt und ging 1991, als Kroatien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien proklamierte, zurück in seine Heimat. Nachdem die Anzeige erfolgt war, floh der mutmaßliche Kriegsverbrecher aus Kroatien. Im Oktober des Vorjahres machte ein kroatischer Reporter Asner dann in Klagenfurt ausfindig.

Österreich hat Auslieferung abgelehnt
Kroatien beantragte Ende September von Österreich die Auslieferung Ašners. Seitens des österreichischen Justizministerium wurde dies jedoch mit dem Hinweis abgelehnt, dass Ašner auch die österreichische Staatsbürgerschaft besitze.

ORF.at, 04.11.05