27.01.2007 15:07 kleine.at
  Kroatischer Staatsanwalt: Verfahren gegen Asner nicht einstellen
 
 

92-Jähriger nach Angaben des Wiener Justizministeriums weder vernehmungsfähig noch prozessfähig. Psychiatrisches Gutachten liegt seit Sommer 2006 vor.

Ein kroatischer Staatsanwalt hat am Samstag gefordert, das Justizverfahren gegen den in Österreich lebenden mutmaßlichen Kriegsverbrecher Milivoj Asner (Aschner) nicht einzustellen. "Falls Asner zu alt für eine Gerichtsverhandlung ist, könnte die Untersuchung gestoppt werden, das Verfahren jedoch nicht, weil Kriegsverbrechen nicht verjähren können", sagte Rudolf Macek, der Staatsanwalt der kroatischen Stadt Pozega, wo derzeit eine Untersuchung gegen Asner durchgeführt wird, gegenüber der kroatischen Nachrichtenagentur Hina.

Gutachten. Das österreichische Justizministerium bestätigte indes am Samstag auf Anfrage der APA, dass der in Klagenfurt lebende 92-jährige Asner weder vernehmungs- noch prozessfähig sei. Dies gehe aus einem im Sommer vergangenen Jahres erstellten psychiatrischen Gutachten hervor.

Kritik an Österreich. Zuletzt hatte Efraim Zuroff, der Direktor des Simon Wiesenthal Centers in Jerusalem, am Donnerstag bei einem Besuch im nordserbischen Novi Sad die Auslieferung Asners an Kroatien gefordert und dabei heftige Kritik am Umgang Österreichs mit Kriegsverbrechen geübt. "Österreich ist ein Paradies für Nazis", meinte Zuroff der Nachrichtenagentur Hina zufolge.

Ustascha. Asner soll als Polizist des faschistischen Ustascha-Regimes in Kroatien für Verbrechen an der Zivilbevölkerung, Deportationen in Konzentrationslager sowie Raub und Vertreibung während des Zweiten Weltkriegs verantwortlich sein. Opfer damals waren vor allem Juden, Serben und Roma. Asner war damals Polizeichef von Pozega.

1946 eingebürgert. Nach der kommunistischen Machtübernahme in Jugoslawien hatte Asner Kroatien verlassen und war nach Österreich gegangen, wo er 1946 eingebürgert wurde. 1991 kehrte er wieder nach Kroatien zurück, nachdem das Land die Unabhängigkeit erlangt hatte. Nachdem die Staatsanwaltschaft in Pozega Ermittlungen aufgenommen hatte, floh der mutmaßliche Kriegsverbrecher erneut aus Kroatien und lebte seither in Klagenfurt. Asner hat die Vorwürfe gegen ihn stets bestritten.

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