Der 1917 geborene Ferdinand Obenfeldner
[1] hat nach 1945 eine steile Karriere in der SPÖ gemacht.
Im Mai 1938 trat er als Kriminalangestellter in den Dienst
des wichtigsten Instruments des NS-Terrors, der Geheimen
Staatspolizei, Gestapo-Leitstelle Innsbruck, wo er in der
Personalabteilung tätig war. Im November 1939 wurde er Mitglied
der NSDAP und danach der SS. Von November 1940 bis Mai 1945
leistete er Kriegsdienst in der Wehrmacht...
Von Karl Pfeifer
1955 und 1957 wurden am Landesgericht
Innsbruck mehrere Strafverfahren gegen Ferdinand Obenfeldner
eingeleitet. Ihm wurde u.a. zur Last gelegt, dass er als
Personalreferent der Gestapo Innsbruck an der Hinrichtung
von zwei polnischen Zwangsarbeitern beteiligt gewesen sei.
Die beiden Polen waren in den Vormittagsstunden des 2. September
1940 wegen verbotener intimer Kontakte mit zwei „deutschen
Frauen“ ohne Gerichtsverfahren auf Befehl des Reichssicherheitshauptamtes
Berlin von der Gestapo Innsbruck im Zwangsarbeiterlager in
Kirchbichl durch Erhängen ermordet worden, darüber hinaus
hatte die Gestapo die beiden Frauen für drei Monate ins KZ
Ravensbrück eingewiesen. Die Verfahren gegen Obenfeldner
wurden 1958 eingestellt.
Obenfeldners Behauptung nach der Befreiung
Österreichs, im Auftrag der Revolutionären Sozialisten in
die Dienste der Gestapo getreten zu sein, kann laut Wolfgang
Neugebauer und Peter Schwarz, kein Glauben geschenkt werden.
Denn die Revolutionären Sozialisten haben eine solche Unterwanderung
weder propagiert noch gepflogen. Die beiden schreiben: „Eine
moralische Schuldausschließung wäre unseres Ermessens erst
dann gegeben, wenn sich die „Unterwanderung“ der Gestapo
auch in entsprechenden Widerstandshandlungen niedergeschlagen
hätte. Für eine solche Vorgangsweise Obenfeldners liegt aber
nicht der geringste Hinweis vor.“
Nun ist heute Obenfeldner 90 Jahre
alt geworden und Tirols SP-Vorsitzender Hannes Gschwentner,
SP-Stadtparteiobmann Ernst Pechlaner und Stadträtin Maria-Luise
Pokorny-Reitter gratulierten ihrem langjährigen Weggefährten.
www.spoe-tirol.at [2]ließ uns auch wissen: „Stadtparteiobmann
Pechlaner schätzt am Jubilar dessen „tiefe Menschlichkeit,
soziales Engagement und echte Hilfsbereitschaft“ und gratulierte
ihm herzlich zu seinem runden Geburtstag. In Bezug auf die
Rolle Obenfeldners in den Jahren 1939 bis 1945 betont Pechlaner,
dass Obenfeldner „immer auf Seite der Demokratie gestanden“
sei.“
Anscheinend interpretiert Herr Pechlaner
die Bemerkung seines Parteivorsitzenden über die Bilder von
H.C.Strache so, dass er jetzt eine Tätigkeit in der Verbrecherorganisation
Gestapo, nicht als Jugendsünde verzeiht, sondern als Wirken
für die Demokratie lobt.
Anmerkungen:
1) Wolfgang Neugebauer / Peter Schwarz: Der Wille zum aufrechten
Gang, Offenlegung der Rolle des BSA bei der gesellschaftlichen
Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten, Czernin Verlag,
2005, Seiten 151-160
hagalil.com
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