"Wegen der Ehrung des
ehemaligen Gestapo-Mitglieds Ferdinand Obenfeldner" soll der Tiroler Landeshauptmann zurücktreten.
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat den Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa "wegen der Ehrung des ehemaligen Gestapo-Mitglieds Ferdinand Obenfeldner" zum Rücktritt aufgefordert. Van Staa und andere örtliche Politiker hätten zum
90. Geburtstag des ehemaligen stellvertretenden Bürgermeisters
in Innsbruck eine Feier veranstaltet. Das Büro des Landeshauptmanns
wies die Vorwürfe zurück.
Pogromnacht 1938 mitorganisiert
Oberfeldner habe bei der Organisation der Pogromnacht 1938
in Innsbruck mitgeholfen, "bei
der unschuldige Juden ermordet wurden", erklärte der Leiter des Jerusalemer Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, in
einer Mitteilung der Nachrichtenagentur AFP. Der nun 90-Jährige
sei 20 Jahre lang stellvertretender Bürgermeister Innsbrucks
gewesen und werde noch immer "als beispielhafter Politiker" dargestellt. Dass "Menschen, deren Taten während der Nazi-Zeit öffentlich verurteilt werden müssten,
stattdessen von Politikern geehrt werden, führe zu "Wut und Frust", kritisierte Zuroff.
Van Staa rechtfertigt sich
Aus dem Büro des Landeshauptmanns hieß es, dass Van Staa
die Feier der Stadt Innsbruck nicht veranstaltet, sondern
daran teilgenommen habe. Oberfeldner sei "sozial
sehr engagiert" gewesen und habe "nie einen Hehl aus seiner Vergangenheit gemacht". Er habe aber immer versichert, dass er sich nichts zu Schulden habe kommen
lassen.
Der Landeshauptmann werde einen Brief
an das Wiesenthal-Zentrum verfassen, in dem er seine Einstellung
darlegen werde. Das Zentrum könne sich auch an die hiesige
israelitische Kultusgemeinde wenden und sich dort über Van
Staas Haltung zum Nationalsozialismus erkundigen, hieß es.
Unterstützung von SPÖ
"
In Anbetracht der Verdienste Obenfeldners um die Stadt Innsbruck
war es angebracht, ihm zu seinem 90. Geburtstag mit einer
Feier zu gratulieren",
verteidigt der Innsbrucker SP-Stadtparteivorsitzende Ernst
Pechlaner Van Staa.
Obenfeldner war 35 Jahre lang im Innsbrucker
Gemeinderat tätig, 29 Jahre im Stadtsenat und 23 Jahre Vizebürgermeister,
hieß es in einer Aussendung. In dieser Zeit habe er bleibende
Werte geschaffen "im sozialen Wohnbau, für Schulen und Kindergärten und bei Sportstätten". Obenfeldner sei immer "auf der Seite der Schwächeren gestanden und hat vielen Menschen eine zweite Chance
gegeben", sagte der SP-Stadtparteivorsitzende. Er stehe zu Obenfeldner.
kurier.at
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