Brief an Simon-Wiesenthal-Zentrum
Am Dienstag hat LH van Staa (ÖVP) jenen Brief öffentlich
gemacht, den er am Freitag dem Simon-Wiesenthal-Zentrum
geschrieben hatte. Van Staa geriet wegen seiner Anwesenheit
bei der Feier zum 90. Geburtstag des früheren Vzbgm. Obenfeldner
ins Schussfeld der Kritik.
Aufforderung zum Rücktritt
Das Simon-Wiesenthal-Zentrum wirft Obenfeldner dessen Gestapo-Mitgliedschaft
und aktive Mitarbeit in der so genannten Reichskristallnacht vor.
Den Landeshauptmann hat das Wiesenthal-Zentrum wegen dessen Teilnahme an einer
Geburtstagsfeier für Obenfeldner zum Rücktritt aufgefordert.
Van Staa: Richtige Entscheidung
Van Staa habe das Fest nicht ausgerichtet, seine Teilnahme sei aber richtig
gewesen, befand er.
In einem Brief an das Simon-Wiesenthal-Zentrum
in Jerusalem schrieb van Staa: Der SPÖ-Mann Ferdinand Obenfeldner
habe sich in jahrzehntelanger Tätigkeit, unter anderem als
Innsbrucker Vizebürgermeister, besonders im Sozialbereich
stark engagiert. Dafür verdiene der heute 90-Jährige Respekt
und sei zu Recht vielfach geehrt worden.
Und weiters zitiert van Staa aus seinem Brief: "Ferdinand
Obenfeldner hat nie etwas aus seiner Biographie verleugnet. Es wurde auch nie
von jemanden die Behauptung aufgestellt, er habe sich in der NS-Zeit etwas
zu Schulden kommen lassen.
Ich kann Ihnen versichern, dass ich
mich immer vom Nationalsozialismus klar distanziert habe
und die grausamen Verbrechen, welche in dieser Zeit begangen
worden sind, auf tiefste verurteile und verabscheue", so der Tirol Landeshauptmann.
SPÖ-Chef Hannes Gschwentner hat gegenüber Radio Tirol bereits betont, er halte
den Umgang seiner Partei mit der NS-Vergangenheit grundsätzlich für korrekt.
Über die teils unklaren Fakten im Fall Obenfeldner werde die SPÖ das Gespräch
mit der israelitischen Kultusgemeinde in Tirol suchen.
Überzogene Forderung
Die Israelitische Kultusgemeinde Tirols hat die Rücktrittsforderung des Wiesenthal-Zentrums
an mehrere Politiker wegen der Obenfeldner-Feier als überzogen bezeichnet.
Sie hat aber auch angemerkt, dass sie öffentliche Auszeichnungen für Obenfeldner
als taktlos empfinde.
Van Staa hält an "Internierung" straffälliger
Asylwerber fest
Seine umstrittene Forderung, wonach straffällig gewordene Asylwerber "interniert" werden
sollten, hat Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa am Dienstag verteidigt.
Familie Van der Bellen: Berührungspunkte zu früheren Systemen
Von einem "Internierungslager" habe
aber nicht er, sondern der Grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen gesprochen.
Dieser solle "nicht nur austeilen", sondern vielmehr Auskunft über familiäre Hintergründe geben, verlangte der
Landeschef.
Ihm sei das Gerücht zugetragen worden,
dass die Familie von Van der Bellen "unter nicht geklärten Umständen" von Estland nach Tirol gekommen sei, sagte Van Staa nach der Regierungssitzung.
Der Grünen-Chef solle klarstellen, ob es Berührungspunkte
zu früheren Systemen gebe.
Van der Bellen: Vorwürfe widerwärtig und letztklassig
Der Grüne Bundessprecher Alexander Van der Bellen hat die Vorwürfe des Tiroler
Landeshauptmanns Herwig Van Staa, wonach sein Vater ein "hochrangiger
Nazi" gewesen sei, als "widerwärtig und letztklassig" bezeichnet.
Gegenüber der APA sagte Van der Bellen, "mir
ist davon nichts bekannt. Wenn Van Staa Belege dafür in der
Hand hat, werde ich sie mit Interesse studieren, wenn er
keine Belege hat, möge er sich öffentlich entschuldigen".
Der Grünen-Chef verwies darauf, dass
er selbst im Alter von einem Jahr mit seinen Eltern auf der
Flucht vor der Roten Armee aus Wien nach Tirol ins Kaunertal
gewesen sei. "Mein Vater ist vor 41 Jahren verstorben".
tirol.orf.at
|