Freitag, 13. Juli 2007

wienerzeitung
  NS-Verbrecher im Visier  
 

AufzählungJustizministerium setzt je 50.000 Euro auf zwei Nazis aus.
AufzählungWeitere Prämien nicht ausgeschlossen.

Wien. (apa/ina) Das Justizministerium hat erstmals eine Ergreiferprämie für zwei mutmaßliche NS-Verbrecher ausgesetzt. "Für Hinweise, die zur Ergreifung und Auslieferung des Gesuchten an die österreichische Behörden führen, wird eine Belohnung von 50.000 Euro ausgesetzt", heißt es in der Anzeige des Ministeriums in der "Wiener Zeitung" heute, Samstag, im Amtsblatt.

Aribert Heim (93) alias "Dr. Tod", geboren in Bad Radkersburg, soll 1941 als SS-Arzt im Konzentrationslager Mauthausen zahlreiche Häftlinge durch Herzinjektionen ermordet haben. Er wird in Südamerika vermutet.

Alois Brunner (95) wird vorgeworfen, in Griechenland und Ungarn "maßgeblich an der Deportation von jüdischen Menschen mit dem Zweck diese zu töten" mitgewirkt haben. Der im Burgenland Geborene war außerdem Mitarbeiter in Adolf Eichmanns "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" und hat diese zeitweise geleitet. Er soll heute in der syrischen Hauptstadt Damaskus leben.

Diese Daten liegen dem Ministerium schon länger vor. "Bis jetzt ist offensichtlich nichts geschehen", nannte das Justizministerium gegenüber der "Wiener Zeitung" den Grund für den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Außerdem sei dies ein Teil eines Maßnahmenpakets für das Republik-Jubiläum (90 Jahre Erste Republik) im nächsten Jahr.

Justizministerin Maria Berger schließt weitere Ergreiferprämien nicht aus. "Sollten wir konkrete Hinweise bekommen, sind wir gerne bereit, weitere Auslobungen zu machen", sagte sie. Die Ministerin betonte, dass die Prämie lediglich Privatpersonen zusteht.

Wiesenthal-Zentrum

begrüßt Maßnahme

Berger will die einschlägigen Rechtsvorschriften auf EU-Stand bringen. So soll künftig nicht nur die Leugnung des Holocaust unter Strafe stehen, sondern auch die Leugnung von allen Völkermorden. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem begrüßt die ausgesetzten Ergreiferprämien. Direktor Efraim Zuroff erinnerte daran, bereits im vergangenen Jahr Gespräche mit der damaligen Regierung geführt zu haben

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