Simon Wiesenthal Center bemängelt Nazi-Jagd in Österreich
Justizministerium räumt aber frühere Versäumnisse ein
Während Bundeskanzler Alfred Gusenbauer in Israel die verbesserten
Beziehungen plegte, hat das Simon Wiesenthal Center (SWC)
in Jersualem einmal mehr angebliche Mängel bei der Verfolgung
von NS-Verbrechern in Österreich beklagt. „Bedenkt man
die große Anzahl potenzieller Verdächtiger in Österreich,
könnte man erheblich bessere Ergebnisse von der österreichischen
Justiz erwarten“, so Efraim Zuroff, der Leiter des Jerusalemer
SWC-Büros. Das Justizministerium in Wien weist den Vorwurf
zurück. Sprecher Thomas Geiblinger verweist darauf, dass
im Juli „zum ersten Mal in der Geschichte“ in Österreich
Ergreiferprämien gegen mutmaßliche NS-Täter ausgesetzt
wurden — nämlich gegen Aribert Heim (93), der 1941 als
SS-Arzt im KZ Mauthausen zahlreiche Häftlinge durch Herzinjektionen
ermordet haben soll, sowie gegen den früheren SS-Hauptsturmführer
Alois Brunner (95), dem Mitwirkung an der Deportation von
Juden vorgeworfen wird. Gegen beide liegt ein österreichischer
Haftbefehl vor. Laut Geiblinger sind, seit es die Ergreiferprämien
zu je 50.000 Euro gibt, rund zehn Hinweise eingegangen.
Fünf davon seien „konkreter“, das Bundesamt für Verfassungsschutz
und Terrorismusbekämpfung (BVT) gehe ihnen nach.
Geiblinger räumte Probleme in der
Vergangeheit ein: „Die Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte
sind jetzt ungleich schwerer aufzuarbeiten.“
Ähnliche Kritik wie an Österreich
übt das SWC auch an Deutschland, das diese ebenfalls zurückweist.
Dass es nur selten zu Anklagen komme, sei auf fehlende Beweise
zurückzuführen, so die Zentrale Stelle zur Aufklärung von
NS-Verbrechen (ZSt).
volksblatt.at
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