25.01.2008 | 19:41 |

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  Neue Unterlagen: Justiz auf der Spur einer KZ-Wärterin

 
 

Kriegsverbrechen. Die Staatsanwaltschaft prüft Schritte gegen eine ehemalige KZ-Wärterin aus Wien.

WIEN (stu). Das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN) hat im Fall der in Wien lebenden ehemaligen KZ-Aufseherin Erna Wallisch (85) neue Informationen an das Justizministerium weitergeleitet. Dabei soll es sich um Beweise handeln, die das in den 70er-Jahren abgebrochene Verfahren wieder ins Rollen bringen könnten, berichtete die Tageszeitung „Heute“ am Freitag.

Das Justizministerium bestätigt gegenüber der „Presse“, dass neue Informationen über die ehemalige KZ-Aufseherin auf dem Weg sind. „Sie werden an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet“, erklärt Ministeriums-Sprecher Thomas Geiblinger. Das Justizministerium selbst wird in diesem Stadium des Verfahrens keine aktive Rolle spielen: „Wir sind wie eine Poststelle“, erklärt Geiblinger: „Die Initiative kam aus dem Ministerium mit dem Ersuchen nach den Unterlagen – das geht jetzt alles an die Staatsanwaltschaft.“ Diese werde die Dokumente prüfen und über die weitere Vorgangsweise entscheiden.

Auslieferung nach Polen?
Bisher gab es für eine Mordanklage keine Beweise. Die Frau, die von 1942 bis Jänner 1944 im Konzentrationslager Majdanek arbeitete, hatte ständig betont: Sie habe bloß Gefangene beaufsichtigt; z.B. in Schneiderei und Gärtnerei. Mit den Massenmorden in dem polnischen KZ habe sie nichts zu tun; sie habe „so etwas auch nicht gesehen“.

Nach Angaben des Nazi-Jägers Efraim Zuroff (Simon Wiesenthal Center) bewachte Wallisch dagegen NS-Opfer, die zu den Gaskammern geführt wurden. Sie soll laut einem Überlebenden auch an der Selektion der Opfer teilgenommen haben. Deshalb hatte Zuroff 2006 an die polnische Regierung appelliert, sich um die Auslieferung von Wallisch zu bemühen, weil das polnische Gesetz keine Verjährung für Kriegsverbrechen vorsehe.

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