25.11.2003 Tiroler Tageszeitung
  "Operation letzte Chance": Erste Ergebnisse nicht vor Mitte 2004

 
 

Justizminister Dieter Böhmdorfer (F) rechnet nicht vor Mitte 2004 mit ersten Zwischenergebnissen in Sachen "Operation letzte Chance", einer vom Simon Wiesenthal Center initiierten Aktion zur Ergreifung noch nicht gefasster österreichischer NS-Täter.

Wien (APA) - Das hielt der Minister nun in Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ fest. Das Sammeln der ersten Hinweise und deren Weiterleitung an die zuständigen Staatsanwaltschaften könnte zwar innerhalb der nächsten ein bis zwei Monate abgeschlossen sein. Allerdings sollten auch die Erhebungsergebnisse der derzeit bei den Staatsanwaltschaften Dortmund, Stuttgart und München laufenden Ermittlungen abgewartet werden.

Efraim Zuroff, Nazi-Jäger und Leiter des Jerusalemer Wiesenthal Centers, hatte Böhmdorfer im September eine Liste mit 47 Namen potenzieller NS-Kriegsverbrecher sowie eine Auflistung von Einheiten, die im Verdacht stehen, an Kriegsverbrechen beteiligt gewesen zu ein, vorgelegt. Für Hinweise wurde vom Wiesenthal Center eine Prämie von 10.000 Dollar (8.404 Euro) in Aussicht gestellt. Ähnliche Aktionen hatte Zuroff zuvor bereits im Baltikum gestartet.

Zu diesen Listen hält Böhmdorfer in der Anfrage-Beantwortung fest: Zu neun Personen seien nach erster Durchsicht der aktuellen Register Hinweise auf frühere Strafverfahren in Österreich gefunden worden. Hinweise auf Strafverfahren hätten sich zudem im Zusammenhang mit zwei Polizeibataillonen ergeben. Vordringlich sei nun die Abklärung, zu welchen Personen bzw. Einheiten und Vorfällen die "Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltung zur Aufklärung von NS-Verbrechen" in Ludwigsburg (Deutschland) verwertbare Unterlagen und Beweismittel den österreichischen Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung stellen könne.