Wien - Knapp einen Monat nach der Wiederaufnahme neuer Ermittlungen
wegen mutmaßlicher Gräueltaten ist die ehemalige KZ-Aufseherin
Erna Wallisch in Wien gestorben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur
APA starb die 86-jährige Österreicherin bereits am vergangenen
Samstag in einem Krankenhaus. Die Wiener Staatsanwaltschaft
hatte im Januar Ermittlungen gegen Wallisch eingeleitet,
nachdem polnische Behörden neues Belastungsmaterial gegen
die ehemalige Aufseherin im Vernichtungslager Majdanek
und im KZ Ravensbrück entdeckt hatten. Das Wiesenthal-Center
in Jerusalem warf inzwischen den österreichischen Behörden
vor, einen Prozess gegen Wallisch durch jahrelange Untätigkeit
verhindert zu haben.Wallisch, Tochter eines Postbeamten
aus Thüringen, hielt sich zwischen Oktober 1942 und Januar
1944 in Majdanek auf. Dort galt sie nach Informationen
des Wiesenthal-Zentrums unter den KZ-Häftlingen als besonders
grausam. Auf einer Liste des Dokumentationszentrums wird
sie als NS-Verbrecherin geführt. Überlebende aus Majdanek
und
Ravensbrück beschrieben sie als Sadistin, die Opfer selektierte
und in den Tod führte.Im Februar 2006 hatte der israelische
Nazi-Jäger Efraim Zuroff an die polnische Regierung appelliert,
sich um die Auslieferung von Wallisch zu bemühen, weil
das polnische Gesetz keine Verjährung für Kriegsverbrechen
vorsieht. Bereits in den 70er-Jahren war in Wien ein Verfahren
gegen Wallisch eingeleitet worden. Zur Anklage kam es aber
nicht, weil keine ausreichenden Beweise für eine direkte
Beteiligung an einer Tötungshandlung vorlagen. Alle anderen
Delikte waren nach österreichischem Recht zu diesem Zeitpunkt
bereits verjährt.Diese Begründung wollte das Wiesenthal-Center
jedoch nicht gelten lassen. In einer Stellungnahme hieß
es: Dass Wallisch nie für ihre grausamen Verbrechen zur
Rechenschaft gezogen worden sei, "ist ein Schandmal für Österreich".
welt.de
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