Der österreichische Mediziner Aribert Heim ist der meistgesuchte
NS-Verbrecher weltweit. Sein Name steht ganz oben auf einer
aktuellen Liste des Simon-Wiesenthal-Zentrums. Die Zusammenstellung
enthält die Namen von Hunderten von Verdächtigen, die nach
Einschätzung des Zentrums noch immer auf freiem Fuß sind.
Heim wäre heute 93 Jahre alt, und "wir haben gute Gründe zu glauben, dass er noch am Leben ist", sagte der Direktor des Zentrums, Efraim Zuroff. Heim soll 1941 als SS-Arzt
im Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich zahlreiche
Häftlinge grausam gefoltert und getötet haben.
"Von allen Lagerärzten in Mauthausen war Heim der schrecklichste", sagte ein politischer Gefangener 1949 aus. Die Aussage wird in einem österreichischen
Haftbefehl für Heim zitiert. Dieser arbeitete nach dem Krieg
als Arzt in Süddeutschland. Als 1962 Anklage gegen ihn erhoben
wurde, tauchte er unter.
485.000 Dollar Belohnung
Das Wiesenthal-Zentrum plant für diesen Sommer eine Medienkampagne
in Südamerika. Darin soll auf die Belohnung in Höhe von
485.000 Dollar (310.000 Euro) für Heims Festnahme aufmerksam
gemacht werden. Die Belohnung wurde von dem Zentrum gemeinsam
mit Deutschland und Österreich ausgesetzt. Hinweise auf
seinen Aufenthaltsort kamen in den vergangenen Jahren aus
Uruguay, Spanien, der Schweiz, Chile und Brasilien. Heim
hat zwei Söhne in Deutschland und eine Tochter, die in
Chile lebte. Ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist nicht bekannt.
Nach Heim stehen auf der Liste der
meistgesuchten NS-Verbrecher: der gebürtige Ukrainer und
mutmaßliche ehemalige KZ-Aufseher John Demjanjuk, der sich
gegen seine Auslieferung aus den USA wehrt; der Ungar Sandor
Kepiro, der während des Krieges in die Ermordung von mehr
als 1000 Zivilpersonen in Serbien verwickelt gewesen sein
soll; der in Österreich lebende frühere kroatische Polizeichef
Milivoj Asner, der an der Deportation von hunderten Menschen
beteiligt gewesen sein soll; und das frühere SS-Mitglied
Sören Kam – er wird in Dänemark wegen der Ermordung eines
Journalisten 1943 gesucht. Ein bayerisches Gericht verhinderte
2007 Kams Auslieferung mit der Begründung, es lägen keine
ausreichenden Beweise für die Mordvorwürfe vor.
Mehr Neuermittlungen
Der Holocaust-Überlebende Simon Wiesenthal hatte nach dem
Zweiten Weltkrieg das nach ihm benannte Dokumentationszentrum
zum Massenmord Nazideutschlands und seiner Satelliten an
den Juden gegründet. Es war an der Aufspürung von zahlreichen
NS-Verbrechern beteiligt, darunter auch Adolf Eichmann.
In dem vergangenen Bericht des Zentrums waren noch 1019
Ermittlungen weltweit anhängig. Diese Zahl ist in diesem
Jahr gesunken. Allerdings stieg die Zahl der Neuermittlungen
von 63 auf 202, wie Zuroff mitteilte.
kurier.at
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