Ein alter Mann sitzt zwischen Fußball-Fans in einem Klagenfurter
Café. Er genießt die heitere Atmosphäre in der österreichischen
EM-Stadt sichtlich. Doch eigentlich hat er kein Recht dazu.
Der Mann mit den weißen Haaren und den Altersflecken im Gesicht ist Milivoj Ašner,
war als Chef der Ustascha-Polizei in Požega (Kroatien) verantwortlich
für die Deportation Tausender Juden, Roma und Serben in die
Konzentrationslager des Dritten Reiches!
Ašner steht auf der Liste der meistgesuchten NS-Verbrecher des Simon-Wiesenthal-Zentrums
an vierter Stelle. Auch Interpol fandet nach ihm. Das berichtet
die britische Tageszeitung „The Sun“.
Der Vorwurf: Völkermord, Verbrechen
gegen die Menschlichkeit. Dass er dennoch ein Leben in Freiheit
genießt, verdankt er den österreichischen Behörden: Sein
Gesundheitszustand sei zu schlecht für einen Prozess in seinem
Heimatland Kroatien.
Von Gebrechen bei dem 95-Jährigen
in Klagenfurt allerdings keine Spur. Ein Reporter-Team der
Zeitung beobachtete Ašner, wie er zusammen mit seiner zweiten
Frau Edeltraut gut gelaunt durch die Innenstadt spazierte
– ohne Gehilfe, nahezu unbeschwert. Hin und wieder ein Plausch
mit Fußball-Fans, eine Erfrischung zwischendurch und Small-Talk
mit den Kellnern.
Der Chef des Jerusalemer Simon-Wiesenthal-Zentrums,
Dr. Efraim Zuroff, sagte gegenüber „The Sun“: „Er genießt
ein Leben, das Tausenden Opfern der Nazi-Zeit verwehrt geblieben
ist.“
Zuroff fordert nun die sofortige Auslieferung
Ašners. „Die kroatischen Behörden sind bereit, ihm sofort
den Prozess zu machen.“
Doch Österreich schützt ihn. In Kroatien
geboren, flüchtete Ašner 1945 nach Österreich. Nach der Unabhängigkeit
Kroatiens kehrte er in seine Heimatstadt Daruvar zurück,
bis ihm die kroatischen Behörden wegen Kriegsverbrechen den
Prozess machen wollten. Er floh zurück nach Klagenfurt. Seine
österreichische Staatsangehörigkeit hat ihn bislang vor einer
Auslieferung bewahrt.
bild.de
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