WIEN/JERUSALEM. Nach der Veröffentlichung von Fotos des mutmaßlichen
NS-Verbrechers Milivoj Asner hat das Simon-Wiesenthal-Zentrum
in Jerusalem von Österreich neuerlich „die sofortige Auslieferung“
des 95-Jährigen gefordert. Asner wurde von einem Reporter
der britischen "Sun" in der Klagenfurter EM-Fanzone abgelichtet.
Die kroatische Justiz wirft Asner vor, während des Zweiten Weltkriegs die Deportation
von Juden, Sinti und Roma und Serben in Konzentrationslager
organisiert zu haben. Asner lebt seit 2006 unter dem Namen
Georg Aschner in Klagenfurt.
Asner angeblich zu Aussage vor Gericht
bereit
Der in Österreich lebende, mutmaßliche
NS-Kriegsverbrecher Milivoj Asner ist angeblich bereit, vor
einem kroatischen Gericht auszusagen. Im Folgeartikel zu
einem früheren Bericht zitierte die britische Boulevardzeitung
„The Sun“ am Dienstag den 95-jährigen Kroaten mit den Worten,
er habe ein reines Gewissen und könne vor jedem Gericht erscheinen.
„Ich würde die Gelegenheit begrüßen, diese Anschuldigungen
(Anordnung von Deportation von Juden, Sinti und Roma und
Serben in Konzentrationslager, Anm.) vor einem kroatischen
Gericht zu beantworten.“
„Es gibt absolut keine Rechtfertigung
für die kontinuierliche Weigerung, diesen gesuchten Nazi-Verbrecher
an das Land auszuliefern, in dem er seine schändlichen Verbrechen
beging“, schrieb der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums,
Efraim Zuroff, in einem am Montag veröffentlichten offenen
Brief an Justizministerin Maria Berger (S).
Österreich verweigerte bisher Auslieferung
Österreich hat die Auslieferung an
Kroatien bisher aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt. Die
Entscheidung fußt auf mehreren psychiatrischen Gutachten.
Einer der Verfasser dieser Gutachten, Primarius Reinhard
Haller, sagte am Dienstag auf Anfrage gegenüber der APA,
er sei jederzeit bereit, ein neues Gutachten zu erstellen,
falls er darum ersucht werde und Anlass zur Annahme bestehe,
dass sich am Zustand Asners etwas geändert hat. Bisher sei
er aber weder vom Justizministerium „noch von sonst wem“
dahingehend kontaktiert worden.
Haller mahnte hinsichtlich der aus
den Medien stammenden Angaben über Asners Vernehmungsfähigkeit
zur Vorsicht: „Wenn ein Sun-Reporter schreibt, dass (Asner)
bei klarem Verstand erscheint, dann ist das noch kein Sachverständigen-Gutachten“,
so Haller, der im übrigen keine Detailangaben zu seinen früheren
Gutachten machen wollte. Haller betonte aber, dass die Beurteilung
der fehlenden Prozessfähigkeit Asners „unter einer Reihe
von Psychiatern“ einhellig gewesen sei: „Es gab keinen Gutachterstreit“.
Ein Reporter der „Sun“, Brian Flynn,
gab an, Asner in seiner Wohnung in Klagenfurt besucht und
interviewt zu haben. Flynn beschreibt den 95-Jährigen als
hohlwangig, aber mit festem Blick, festem Händedruck und
in seiner Ausdrucksweise gewählt und höflich. nachrichten.at
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