23. Juni 2008 fr-online.de
  "Er fühlt sich von Juden verfolgt"
VON MATTHIAS THIEME
 
 

Der wegen Massenmordes von Interpol gesuchte NS-Kriegsverbrecher Milivoj Asner wird nach Auskunft österreichischer Behörden weiterhin nicht an sein Heimatland Kroatien ausgeliefert. Ein medizinisches Gutachten der österreichischen Justiz bestätigte dem 95-Jährigen erneut ein Demenzleiden, wie die Staatsanwaltschaft in Klagenfurt am Freitag mitteilte.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum sowie internationale Beobachter des Falls bezweifelten die Gültigkeit der Untersuchungen und warfen Österreich vor, Kriegsverbrecher zu schützen. Der Frankfurter Rundschau liegt ein Video vor, das Asner im Jahr 2006 in aufgekratztem Zustand bei einem Treffen von Gebirgsjägern und Kriegs-Veteranen auf dem Österreichischen Ulrichsberg zeigt. "Die Bilder zeigen Asner, er hat 2006 an dem Treffen teilgenommen", sagte ein Sprecher des "Arbeitskreises Gegen Kärtner Konsens", der die Treffen der so genannten Ulrichsberggesellschaft beobachtet. Bei den Gedenkfeiern kommen regelmäßig neben ehemaligen Weltkriegssoldaten auch SS-Veteranen und Neonazis zusammen.

Gleichgesinnte in Kärnten

Asner, der sich an seine Zeit als Polizeichef und Mitorganisator von Juden-Deportationen 1941 in Kroatien angeblich nicht erinnern kann, trägt bei dem Treffen auf dem Ulrichsberg eine Uniformmütze, Orden und salutiert, als ein Kranz für die Gefallenen des faschistischen kroatischen Ustascha-Regimes abgelegt wird. Sonderlich gebrechlich wirkt der Mann, den österreichische Behörden damals schon als vernehmungsunfähig einstuften, nicht.

Jetzt sei Asner "bettlägerig", sagt seine Frau Edeltraut der FR. Sie beantwortet derzeit viele Medienanfragen, seit sie mit ihrem Mann ausgerechnet in der Klagenfurter Fußball-EM-Fanzone herumschlenderte und damit international Wirbel auslöste. Asner sei krank, sagt sie und fügt hinzu: "Das hat uns jemand geraten, das zu sagen."

Asner, der sich in Österreich "Dr. Georg Aschner" nennt, erklärte in einem Interview, er habe die Menschen damals nicht in Konzentrationslager, sondern lediglich in ihre "Heimatländer" verschickt. Loyalen Staatsbürgern Kroatiens sei nichts geschehen, sagte er in dem Interview, das er dem staatlichen kroatischen Fernsehen in seinem Wohnort Klagenfurt in Österreich gab.

Mit der Deportation von Juden in Konzentrationslager habe Asner nichts zu tun gehabt, meint auch seine Frau: "Da sind die Juden zuständig für diese Berichte, die sagen, dass er ein Kriegsverbrecher ist." Statt sich einem Prozess auszusetzen, bleibe Asner "lieber in Österreich". In Kärnten gebe es viele Gleichgesinnte, sagt Asners Frau. Dass der Kärntner Landeshauptmann und Rechtspopulist Jörg Haider sich für ihren Mann einsetze, finde sie "sehr nett". Asner wolle in Österreich bleiben. "Er fühlt sich von Juden verfolgt", sagt seine Frau. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum habe ja schließlich "überall Mitläufer".

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