24. September 2008
derstandard.at
  Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Nazi-Kriegsverbrecher  
 

Sandor Kepiro an der Ermordung von mindestens 2.000 Menschen beteiligt gewesen sein

Belgrad - Die serbische Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen hat am heutigen Mittwoch Ermittlungen gegen einen in Ungarn lebenden mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher eingeleitet. Dem 94-jährigen Sandor Kepiro, einem ehemaligen Gendarm, wird angelastet, im Jänner 1942 in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad an der Ermordung von mindestens 2.000 Serben und Juden beteiligt gewesen zu sein und sich somit des Völkermordes schuldig gemacht zu haben.

Die serbischen und jüdischen Zivilisten wurden in ihren Häusern, auf dem serbischen Friedhof, aber auch am Ufer der Donau ermordet. Ihre Leichen wurden daraufhin in den zugefrorenen Fluss geworfen.

Kepiro war nach dem Krieg in Ungarn wegen anderer Vergehen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden, konnte jedoch damals ins Ausland fliehen. Sein Name firmiert auf der von Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem angefertigten Liste der zehn meist gesuchten Nazi-Kriegsverbrecher. Die Sonderstaatsanwaltschaft hat dem Justizministerium auch vorgeschlagen, von Ungarn die Auslieferung Kepiros zu beantragen.

Der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, hatte bei einem Besuch in Belgrad vorige Woche Wien und Budapest "mangelnden politischen Willen" vorgeworfen, mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen. Das Problem bei Gerichtsverfahren liege nicht daran, dass man den Beschuldigten schwer auf die Spur kommen und die notwendigen Beweise schwer aufbringen könne, sondern im "mangelnden politischen Willen" der Staaten, sie der Justiz vorzuführen, unterstrich Zuroff.

Neben Sandor Kepiro hatte Zuroff damit auch den in Klagenfurt lebenden 95-jährigen Milivoj Asner im Sinne. Ihm wird angelastet, während des Zweiten Weltkriegs im mit Nazi-Deutschland kollaborierenden Kroatien die Deportation von Juden, Sinti und Roma und Serben in Konzentrationslager des faschistischen Ustascha-Regimes organisiert zu haben. Eine Auslieferung Asners an Kroatien ist an mehreren psychiatrischen Gutachten gescheitert, die ihm wegen fortgeschrittener Demenz Vernehmungs- und Verhandlungsunfähigkeit bescheinigen.

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