Sandor Kepiro an der Ermordung von
mindestens 2.000 Menschen beteiligt gewesen sein
Belgrad - Die serbische Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen hat am
heutigen Mittwoch Ermittlungen gegen einen in Ungarn lebenden
mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher eingeleitet. Dem 94-jährigen
Sandor Kepiro, einem ehemaligen Gendarm, wird angelastet,
im Jänner 1942 in der Vojvodina-Hauptstadt Novi Sad an der
Ermordung von mindestens 2.000 Serben und Juden beteiligt
gewesen zu sein und sich somit des Völkermordes schuldig
gemacht zu haben.
Die serbischen und jüdischen Zivilisten wurden in ihren Häusern, auf dem serbischen
Friedhof, aber auch am Ufer der Donau ermordet. Ihre Leichen
wurden daraufhin in den zugefrorenen Fluss geworfen.
Kepiro war nach dem Krieg in Ungarn
wegen anderer Vergehen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden,
konnte jedoch damals ins Ausland fliehen. Sein Name firmiert
auf der von Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem angefertigten
Liste der zehn meist gesuchten Nazi-Kriegsverbrecher. Die
Sonderstaatsanwaltschaft hat dem Justizministerium auch vorgeschlagen,
von Ungarn die Auslieferung Kepiros zu beantragen.
Der Leiter des Simon-Wiesenthal-Zentrums,
Efraim Zuroff, hatte bei einem Besuch in Belgrad vorige Woche
Wien und Budapest "mangelnden politischen Willen" vorgeworfen, mutmaßliche Nazi-Kriegsverbrecher vor Gericht zu bringen. Das Problem
bei Gerichtsverfahren liege nicht daran, dass man den Beschuldigten
schwer auf die Spur kommen und die notwendigen Beweise schwer
aufbringen könne, sondern im "mangelnden politischen Willen" der Staaten, sie der Justiz vorzuführen, unterstrich Zuroff.
Neben Sandor Kepiro hatte Zuroff damit
auch den in Klagenfurt lebenden 95-jährigen Milivoj Asner
im Sinne. Ihm wird angelastet, während des Zweiten Weltkriegs
im mit Nazi-Deutschland kollaborierenden Kroatien die Deportation
von Juden, Sinti und Roma und Serben in Konzentrationslager
des faschistischen Ustascha-Regimes organisiert zu haben.
Eine Auslieferung Asners an Kroatien ist an mehreren psychiatrischen
Gutachten gescheitert, die ihm wegen fortgeschrittener Demenz
Vernehmungs- und Verhandlungsunfähigkeit bescheinigen.
derstandard.at
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