22. April 2016 fr-online.de
Holocaust-Relativierung in kroatischer Doku
Von Danijel Majic

In den kroatischen Gemeinden von Frankfurt und Darmstadt wurde eine Dokumentation gezeigt, die den Holocaust relativiert.

Frankfurt - Die Ankündigung klang hochtrabend. Der Film werde vieles verändern, was bislang über Jasenovac gesagt oder geschrieben worden sei, hieß es in der Einladung, die auf einem Internetportal für in Deutschland lebende Kroaten veröffentlicht wurde. Jasenovac war das größte Konzentrationslager in Kroatien, das im Zweiten Weltkrieg vom faschistischen Ustascha-Regime betrieben wurde. Der Dokumentarfilm, der unter anderem an diesem Sonntag in der kroatischen Gemeinde Frankfurt gezeigt wurde, heißt „Jasenovac – die Wahrheit“. Tatsächlich verbreitet das Werk des Regisseurs Jakov Sedlar genau das Gegenteil.

Was am Sonntag in den kroatischen Gemeinden in Frankfurt und Darmstadt auf dem Programm stand, ist pure Holocaust-Relativierung. Die Hauptaussage des Films, der Anfang April in der kroatischen Hauptstadt Premiere feierte, ist, dass es sich beim KZ Jasenovac um ein Arbeitslager handelte, in dem es keine gezielte Vernichtung von Juden, Roma und Serben gegeben habe. Massaker hätte es erst nach der Machtübernahme durch die jugoslawischen Kommunisten gegeben. Die offiziellen Opferzahlen von 77 000 bis 90 000 Toten seien auf kommunistische Propaganda zurückzuführen. In der kroatischen Gemeinde in Offenbach sollte der Film bereits am Freitagabend zu sehen sein.

Kroatische Journalisten haben den Machern bereits unzählige Halbwahrheiten und Falschaussagen nachgewiesen, unter anderem schlechte Fotomontagen.

Nach Auskunft des ehemaligen Vorstands der kroatischen Gemeinde Franjo Akmadza, der auch dem Weltkongress der Kroaten in Deutschland vorsteht und der CDU angehört, stellt die kroatische Gemeinde in Frankfurt zwar ihre Räume zur Verfügung, organisiert wird die Vorführung jedoch von einer Gruppe innerhalb der Gemeinde namens „Im Namen der Familie“. Er selbst sei von der rechten kroatischen Wochenzeitung „7Dnevno“ kontaktiert worden, um sich ebenfalls an der Organisation zu beteiligen. „Ich habe das abgelehnt, nachdem ich mit kroatischen Historikern gesprochen habe, die mir abgeraten haben.“ Dennoch habe man ihn seitens des Verlags von „7Dnevno“, die auch in Deutschland erhältlich ist, bedrängt, die Veranstaltung zu unterstützen.

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass der Film in Deutschland gezeigt wird. Bereits Anfang März, noch vor der Aufführung in Zagreb, wurde „Jasenovac – die Wahrheit“ in den kroatischen Gemeinden in Stuttgart, Heidelberg und Berlin gezeigt. Medienberichten zufolge war an der Organisation mit Mijo Maric der ehemalige Präsident des Weltkongresses der Kroaten in Deutschland beteiligt. Maric gehörte auch lange dem Integrationsbeirat der Bundesregierung an.

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