19. Februar 2007 spiegel.de
  Zuckertüten mit Hitlers Konterfei zum Kaffee

 
 

Schlechter Scherz oder Verehrung verbohrter Fanatiker? In Cafés in Kroatien sind Zuckertüten mit dem aufgedruckten Konterfei Adolf Hitlers und Holocaust-Witzen aufgetaucht. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Zagreb - Strafverfolger in der Stadt Pozega im Osten des Landes hätten deshalb Ermittlungen aufgenommen, teilte das Büro des Generalstaatsanwalts mit. Laut Bericht der Zeitung "Novi List" bestätigten Vertreter einer Fabrik in Pozega, dass die Päckchen in ihrem Betrieb hergestellt worden seien.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem legte Protest bei den kroatischen Behörden wegen des Vorfalls ein. Der Direktor des Zentrums, Efraim Zuroff, erklärte seinen "Abscheu und Empörung, dass solch ein Gegenstand heute in einem Land hergestellt werden kann, in dem der Holocaust nicht nur stattfand, sondern größtenteils von einheimischen Nazi-Kollaborateuren ausgeführt wurde".

Dies sei ein "widerwärtiger Ausdruck der Nostalgie für das Dritte Reich und eine Zeit des Massenmords an Juden, Serben und Roma". Die Zuckerpäckchen müssten gemäß einem Gesetz gegen Rassen- und Religionshass aus dem Verkehr gezogen werden.

Das faschistische Ustascha-Regime in Kroatien hatte sich im Zweiten Weltkrieg auf die Seite des Dritten Reichs gestellt und Rassegesetze nach dem Vorbild Deutschlands erlassen. Tausende Serben, Juden, Roma und Antifaschisten wurden von 1941 und 1945 in den Konzentrationslagern des Landes umgebracht.

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