04.04.08; 09:48 20min.ch
  Blut-und-Eisen- Popper: Auftrittsverbot gefordert  
 

Der nationalistische kroatische Sänger Marko Perkovic will in Dietikon auftreten. Die eidgenössische Rassismuskommission rät der Gemeinde zu einem Verbot der Veranstaltung. Ein Experte des Simon-Wiesenthal-Centers erklärt, warum Perkovic problematisch ist.

Nachdem 20minuten.ch anfangs Woche über den geplanten Auftritt des kroatischen Popstars Marko «Thompson» Perkovic in Dietikon berichtete, trafen unzählige Kommentare und teils rüde Beschimpfungen ein. Perkovic sei nicht, wie berichtet, ein Neofaschist, ebensowenig verherrliche er die Ustasha-Miliz, welche, auf nazideutscher Seite kämpfend, für den Massenmord an Serben, Juden und Fahrenden im zweiten Weltkrieg mitverantwortlich war.

Ein guter Patriot?

Perkovic sei lediglich ein Patriot, der von seinem Heimatland Kroatien singe. Dennoch tritt nun die Eidgenössische Antirassismus-Kommission auf den Plan. «Wir beurteilen ein Konzert Perkovics als problematisch und nicht als Teil eines musikalischen Normalangebots. Wir sind bei der Gemeinde Dietikon vorstellig geworden und haben ein Verbot des Anlasses empfohlen», sagt Präsident Georg Kreis. Er habe sich bei kroatischen Bekannten erkundigt, diese hätten sich in aller Deutlichkeit von Perkovic distanziert, obwohl dieser nicht mehr so radikal auftrete wie auch schon.

Kroatische Landsleute, die aus Angst vor Repressalien anonym bleiben möchten, bestätigen, dass sich Perkovic in den vergangenen Jahren zurückgenommen habe. Problematisch: Wenn Perkovic von Kroatien singt, dann meint er nicht das Kroatien in den heutigen Grenzen. Im Song «Lipa li si» («Schön bist du») besingt Perkovic auch das «stolze Herzeg-Bosna», das ein Teil Bosnien-Herzegowinas ist. Dies geht laut Kreis über das gewisse Mass an angebrachtem Patriotismus weit hinaus.

«Perkovic macht allen etwas vor»

«Der Begriff Neofaschist ist bei Perkovic sehr fair», sagt Efraim Zuroff vom Simon Wiesenthal Zentrum in Jerusalem. Zuroff versucht auf der ganzen Welt, Konzerte von Perkovic zu verhindern. «Perkovic hat sich zwar gemässigt, er gibt sich als guten Patrioten, doch wer seine Konzerte besucht, sieht, dass er damit allen etwas vormacht. Er hat sich nie von der Ustascha distanziert, nie jemanden zurechtgewiesen, der mit Ustasha-Uniform oder -emblemen an seine Konzerte kam», sagt Zuroff.

Perkovic geht jedoch weiter. Seine Konzerte pflegt er laut Zuroff mit den Worten «Za dom spremni» zu eröffnen. Auch das Lied «Bojna Cavoglave» (Bataillon Cavoglave) beginnt so. Es bedeutet «Bereit fürs Vaterland» und war der offizielle Gruss im Ustascha-Staat.

«Trage die Serben in die blaue Adria»

Früher gab Perkovic auch das Lied «Jasenovac and Stara Gradiska» zum Besten. «Dies hat er in den letzten Jahren meines Wissens nicht mehr getan, aber es sagt einiges über Perkovics Gesinnung aus», sagt Zuroff. Das Lied handelt vom Ustascha-Konzentrationslager Jasenovac und lässt laut Zuroff wenig interpretativen Spielraum übrig:

«Jasenovac und Gradiška Stara,
das ist das Haus der Schlachter Maks' (Luburic, Ustasha-Massenmörder).(...) O Neretva, fliesse hinab und trage die Serben in die blaue Adria. (...) Ich bin ein Ustasha, wie mein Vater einer war. (...) Mutter Gottes (Sinjska, slawische Göttin), nimm Stipe (Mesic, gemässigter Präsident und gib uns Franjo (Tudjman, ultranationalistischer Präsident) zurück. (...)Richte unsere Grüsse dem Ante Pavelic (Ustascha-Führer) aus.

Reto Siegrist, Präsident der Genossenschaft Stadthalle Dietikon, will allfällige Schritte genaustens prüfen und sowohl mit dem Veranstalter als auch mit den Behörden in Kontakt bleiben, wie er auf Anfrage von 20minuten.ch zu einem früheren Zeitpunkt sagte.

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