Der nationalistische kroatische Sänger Marko Perkovic will in Dietikon auftreten.
Die eidgenössische Rassismuskommission rät der Gemeinde zu
einem Verbot der Veranstaltung. Ein Experte des Simon-Wiesenthal-Centers
erklärt, warum Perkovic problematisch ist.
Nachdem 20minuten.ch anfangs Woche über den geplanten Auftritt des kroatischen
Popstars Marko «Thompson» Perkovic in Dietikon berichtete,
trafen unzählige Kommentare und teils rüde Beschimpfungen
ein. Perkovic sei nicht, wie berichtet, ein Neofaschist,
ebensowenig verherrliche er die Ustasha-Miliz, welche, auf
nazideutscher Seite kämpfend, für den Massenmord an Serben,
Juden und Fahrenden im zweiten Weltkrieg mitverantwortlich
war.
Ein guter Patriot?
Perkovic sei lediglich ein Patriot,
der von seinem Heimatland Kroatien singe. Dennoch tritt nun
die Eidgenössische Antirassismus-Kommission auf den Plan.
«Wir beurteilen ein Konzert Perkovics als problematisch und
nicht als Teil eines musikalischen Normalangebots. Wir sind
bei der Gemeinde Dietikon vorstellig geworden und haben ein
Verbot des Anlasses empfohlen», sagt Präsident Georg Kreis.
Er habe sich bei kroatischen Bekannten erkundigt, diese hätten
sich in aller Deutlichkeit von Perkovic distanziert, obwohl
dieser nicht mehr so radikal auftrete wie auch schon.
Kroatische Landsleute, die aus Angst
vor Repressalien anonym bleiben möchten, bestätigen, dass
sich Perkovic in den vergangenen Jahren zurückgenommen habe.
Problematisch: Wenn Perkovic von Kroatien singt, dann meint
er nicht das Kroatien in den heutigen Grenzen. Im Song «Lipa
li si» («Schön bist du») besingt Perkovic auch das «stolze
Herzeg-Bosna», das ein Teil Bosnien-Herzegowinas ist. Dies
geht laut Kreis über das gewisse Mass an angebrachtem Patriotismus
weit hinaus.
«Perkovic macht allen etwas vor»
«Der Begriff Neofaschist ist bei Perkovic
sehr fair», sagt Efraim Zuroff vom Simon Wiesenthal Zentrum
in Jerusalem. Zuroff versucht auf der ganzen Welt, Konzerte
von Perkovic zu verhindern. «Perkovic hat sich zwar gemässigt,
er gibt sich als guten Patrioten, doch wer seine Konzerte
besucht, sieht, dass er damit allen etwas vormacht. Er hat
sich nie von der Ustascha distanziert, nie jemanden zurechtgewiesen,
der mit Ustasha-Uniform oder -emblemen an seine Konzerte
kam», sagt Zuroff.
Perkovic geht jedoch weiter. Seine
Konzerte pflegt er laut Zuroff mit den Worten «Za dom spremni»
zu eröffnen. Auch das Lied «Bojna Cavoglave» (Bataillon Cavoglave)
beginnt so. Es bedeutet «Bereit fürs Vaterland» und war der
offizielle Gruss im Ustascha-Staat.
«Trage die Serben in die blaue Adria»
Früher gab Perkovic auch das Lied
«Jasenovac and Stara Gradiska» zum Besten. «Dies hat er in
den letzten Jahren meines Wissens nicht mehr getan, aber
es sagt einiges über Perkovics Gesinnung aus», sagt Zuroff.
Das Lied handelt vom Ustascha-Konzentrationslager Jasenovac
und lässt laut Zuroff wenig interpretativen Spielraum übrig:
«Jasenovac und Gradiška Stara,
das ist das Haus der Schlachter Maks' (Luburic, Ustasha-Massenmörder).(...)
O Neretva, fliesse hinab und trage die Serben in die blaue
Adria. (...) Ich bin ein Ustasha, wie mein Vater einer
war. (...) Mutter Gottes (Sinjska, slawische Göttin), nimm
Stipe (Mesic, gemässigter Präsident und gib uns Franjo
(Tudjman, ultranationalistischer Präsident) zurück. (...)Richte
unsere Grüsse dem Ante Pavelic (Ustascha-Führer) aus.
Reto Siegrist, Präsident der Genossenschaft
Stadthalle Dietikon, will allfällige Schritte genaustens
prüfen und sowohl mit dem Veranstalter als auch mit den Behörden
in Kontakt bleiben, wie er auf Anfrage von 20minuten.ch zu
einem früheren Zeitpunkt sagte.
20min.ch
|