21.12.2018 welt.de
Wie k?mpften die Finnen in der Waffen-SS?
Von Johann Althaus

Bereits im M?rz 1941 begann die SS, in Finnland M?nner f?r ihre milit?rische Truppe zu werben. Inwieweit dieses Bataillon an Kriegsverbrechen an der Ostfront beteiligt war, soll jetzt gekl?rt werden.

Genau 1408 Mann. So stark war das Freiwilligenbataillon aus Finnland, das von 1941 bis 1943 Teil der Waffen-SS-Division „Wiking“ war. Wie jetzt bekannt wurde, untersucht das finnische Nationalarchiv auf Bitte des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem seit einem guten halben Jahr die Rolle, die diese M?nner zwischen Sommer 1941 und Sommer 1943 an der Ostfront spielten.

Insbesondere geht es um Kriegsverbrechen in der Ukraine und im Kaukasus sowie beim Holocaust. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen im Februar 2019 vorgelegt werden.

Am 1. M?rz 1941 hatte die SS unter Umgehung des Ausw?rtigen Amtes eine vertrauliche Anfrage an den finnischen Gesandten in Berlin gerichtet, ob denn Finnen bereit seien, freiwillig in eine Formation der Waffen-SS einzutreten. Das war durchaus bemerkenswert: Erst ein Jahr lag das Ende des sowjetisch-finnischen Winterkrieges zur?ck. Diesen reinen Aggressions- und Eroberungskrieg hatte Stalin Anfang Dezember 1939 in Abstimmung mit Hitler begonnen – Finnland galt nach dem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt als „sowjetische Einflusssph?re“.

Aus der vertraulichen Anfrage der SS konnte Finnland also schlie?en, dass die politische Weltlage sich in absehbarer Zeit massiv ?ndern w?rde. Nur 16 Tage ben?tigte die Regierung in Helsinki, um ihr grunds?tzliches Einverst?ndnis zu signalisieren.

Allerdings mit Einschr?nkungen. Denn in der Antwort hie? es, Finnland bevorzuge ein Ankn?pfen an die Tradition des 27. K?niglich-Preu?ischen J?gerbataillons. Das bedeutete, dass man zwar nichts gegen finnische Freiwillige in deutschen bewaffneten Einheiten hatte, aber sie lieber in der Wehrmacht als der Waffen-SS s?he. Dennoch wurde Himmlers Organisation die Werbung in Finnland gestattet.

Bis zum 20. Mai 1941 wurden insgesamt 1084 Mann tauglich gemustert – 125 Offiziere, 109 Unteroffiziere und 850 Mannschaften. Praktisch alle hatten 1939/40 im Winterkrieg gegen die Rote Armee gek?mpft; sie stammten ganz ?berwiegend aus dem Umfeld der rechtskonservativen bis reaktion?ren, strikt antikommunistisch ausgerichteten Vaterl?ndischen Volksbewegung, finnisch Is?nmaallinen kansanliike, abgek?rzt IKL. Jedoch war diese Bewegung nicht aktiv an der Werbung beteiligt.

Das finnische Werbekomitee versuchte, von der deutschen Seite Zugest?ndnisse in Bezug auf den Einsatz der Waffen-SS-Einheit zu erhalten. Das Bataillon sollte als eigenst?ndige Einheit agieren d?rfen. Das wurde zwar zugestanden, war aber wohl nie ernsthaft beabsichtigt.

Hitler hatte im September 1940 befohlen, aus dem bisherigen Waffen-SS-Regiment „Germania“ eine komplette Division aufzustellen. Dazu sollten zwei Regimenter hinzukommen – „Westland“ aus fl?mischen und niederl?ndischen Freiwilligen, sowie „Nordland“ aus d?nischen und norwegischen M?nnern. Weil aber die Zahl der Meldungen in diesen beiden von Deutschland besetzten L?ndern zu gering blieb, war der verantwortliche SS-Funktion?r Gottlob Berger auf die Idee gekommen, in Finnland zu rekrutieren, das seine milit?rische Schlagkraft im Winterkrieg gegen die Rote Armee eindrucksvoll unter Beweis gestellt hatte. Am 21. Dezember 1940 gab Hitler der Division den Namen „Wiking“.

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