Donnerstag, 20.02.2014, 18:02
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Drei ehemalige Auschwitz-Wachmänner aufgespürt

70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt die Jagd nach noch lebenden Nazi-Tätern eine letzte heiße Phase. In Baden-Württemberg sind drei mutmaßliche Auschwitz-Wachmänner festgenommen worden – der älteste von ihnen ist bereits 94 Jahre alt.

Fahnder haben in mehreren Bundesländern Wohnräume von mutmaßlichen ehemaligen SS-Wachmännern des KZ Auschwitz durchsucht und in Baden-Württemberg drei von ihnen verhaftet. Die Männer im Alter von 88 bis 94 Jahren sitzen in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Landeskriminalamt am Donnerstag mitteilten.

Die Polizei hatte bereits am Mittwoch im Südwesten, in Hessen und Nordrhein-Westfalen die Wohnungen von elf mutmaßlichen früheren NS-Schergen im Vernichtungslager Auschwitz durchsucht. Darunter waren Wohnräume in Baden, im Rhein-Main-Gebiet und im Kreis Lippe. Die Männer stünden im Verdacht, an der Tötung Deportierter beteiligt gewesen zu sein.

Die Ermittlungen gehen auf die Recherchen der Zentralstelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen in Ludwigsburg zurück, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Zentralstelle hatte im November entsprechende Fälle an Anklagebehörden in mehreren Bundesländern abgegeben. In Auschwitz, dem größten nationalsozialistischen Todeslager, wurden mindestens 1,1 Millionen meist jüdische Häftlinge ermordet.

Hochbetagte Männer in Haft

Im Südwesten richten sich die Ermittlungen gegen sechs Männer im Alter von 88 bis 94 Jahren. In den Wohnungen in den Kreisen Rottweil, Freiburg, Rhein-Neckar, Ludwigsburg, Enz und Karlsruhe seien diverse Unterlagen sichergestellt worden. Fünf der Personen äußerten sich nicht zu den Vorwürfen. Ein 88-Jähriger aus dem Enzkreis erklärte, in Auschwitz gewesen zu sein. Eine Beteiligung an der Tötung von KZ-Insassen habe er bestritten, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Der Mann wurde zusammen mit dem 92-Jährigen aus dem Rhein-Neckar-Kreis sowie dem 94-Jährigen aus dem Raum Ludwigsburg in das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg eingeliefert. Zu den konkreten Tatvorwürfen gegen die drei Männer konnte die Staatsanwaltschaft Stuttgart noch keine Angaben machen. Die Auswertung der Unterlagen werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte die Sprecherin.

Wiesenthal-Zentrum: Keine Rache, sondern Gerechtigkeit

Der Leiter des Wiesenthal-Zentrums in Jerusalem begrüßte die Festnahmen. "Das hohe Alter der Verbrecher darf eine strafrechtliche Verfolgung nicht verhindern ", sagte Efraim Zuroff. "Die Verbrecher haben kein Mitleid verdient", so "Nazi-Jäger" Zuroff. "Sie hatten kein Mitleid mit ihren Opfern, die damals oft noch älter waren als sie heute selbst." Zuroff betonte, er wolle keine Rache, sondern Gerechtigkeit.

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