Ermittler des nordrhein-westfälischen
Landeskriminalamts haben die Wohnung eines mutmaßlichen
NS-Kriegsverbrechers in Duisburg durchsucht.
Der 89-Jährige soll als SS-Mann im März 1945 im österreichischen
Burgenland an einem Massaker an 60 ungarisch-jüdischen
Zwangsarbeitern beteiligt gewesen sein. Er steht außerdem
in Verdacht, einen weiteren, nicht mehr gehfähigen Juden
auf einem Fußmarsch von hinten erschossen zu haben,
wie das LKA am Mittwoch mitteilte.
Die Dortmunder Staatsanwaltschaft für die Bearbeitung
von NS-Verbrechen ermittelt wegen Mordes gegen den 89-Jährigen.
Sie war durch ein Forschungsprojekt an der Universität
Wien auf den Duisburger aufmerksam geworden. Ein Professor
und sein Mitarbeiter hatten den Rentner als einen von mehreren
Schützen bei den Massenerschießungen von jüdischen
Zwangsarbeitern kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ausfindig
gemacht und in Deutschland Strafanzeige erstattet.
Der 89-Jährige schweige bislang zu den Vorwürfen,
sagte der Dortmunder Staatsanwalt Andreas Brendel am Mittwoch.
Nun müssten die bei der Durchsuchung beschlagnahmten
Unterlagen wie Lichtbilder und Entlassungsbescheide aus der
Kriegsgefangenschaft ausgewertet sowie noch weitere mutmaßliche
Tatzeugen verhört werden. Das könne noch einige
Zeit in Anspruch nehmen.
Ob es im Falle einer Anklageerhebung auch tatsächlich
zu einer Verhandlung kommen könnte, ist noch nicht absehbar. „Das
hängt dann von dem Gesundheitszustand des 89-Jährigen
ab“, betonte Brendel. Rein rechtlich kann der Duisburger
aber auch 63 Jahre nach der Tat noch zu lebenslanger Haft
verurteilt werden. „Mord verjährt eben nicht“,
sagte Brendel.
focus.de
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