17.12.08, 12:43

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  Durchsuchung bei Ex-SS-Mann  
 

Ermittler des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts haben die Wohnung eines mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers in Duisburg durchsucht.

Der 89-Jährige soll als SS-Mann im März 1945 im österreichischen Burgenland an einem Massaker an 60 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern beteiligt gewesen sein. Er steht außerdem in Verdacht, einen weiteren, nicht mehr gehfähigen Juden auf einem Fußmarsch von hinten erschossen zu haben, wie das LKA am Mittwoch mitteilte.

Die Dortmunder Staatsanwaltschaft für die Bearbeitung von NS-Verbrechen ermittelt wegen Mordes gegen den 89-Jährigen. Sie war durch ein Forschungsprojekt an der Universität Wien auf den Duisburger aufmerksam geworden. Ein Professor und sein Mitarbeiter hatten den Rentner als einen von mehreren Schützen bei den Massenerschießungen von jüdischen Zwangsarbeitern kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ausfindig gemacht und in Deutschland Strafanzeige erstattet.

Der 89-Jährige schweige bislang zu den Vorwürfen, sagte der Dortmunder Staatsanwalt Andreas Brendel am Mittwoch. Nun müssten die bei der Durchsuchung beschlagnahmten Unterlagen wie Lichtbilder und Entlassungsbescheide aus der Kriegsgefangenschaft ausgewertet sowie noch weitere mutmaßliche Tatzeugen verhört werden. Das könne noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Ob es im Falle einer Anklageerhebung auch tatsächlich zu einer Verhandlung kommen könnte, ist noch nicht absehbar. „Das hängt dann von dem Gesundheitszustand des 89-Jährigen ab“, betonte Brendel. Rein rechtlich kann der Duisburger aber auch 63 Jahre nach der Tat noch zu lebenslanger Haft verurteilt werden. „Mord verjährt eben nicht“, sagte Brendel.

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