Jahrzehntelang
spürten ihm Nazi-Jäger nach - jetzt haben ZDF und "New
York Times" recherchiert, dass Aribert Heim schon seit
mehr als 16 Jahren tot sein soll. Der "Schlächter
von Mauthausen" ist dem Bericht zufolge 1992 an Krebs
gestorben: in Kairo, als Muslim mit dem Namen Tarek Farid
Hussein.
Frankfurt am Main - Er hieß "Dr. Tod" und "Schlächter
von Mauthausen", jahrzehntelang war er der meistgesuchte
NS-Verbrecher der Welt - jetzt gibt es neue Erkenntnisse über
das Schicksal von Aribert Heim. Nach Informationen der "New
York Times" und des ZDF ist der einstige KZ-Arzt seit
mehr als 16 Jahren tot.
Er sei am 10. August 1992 in Kairo an Krebs gestorben, das
hätten gemeinsame Recherchen ergeben, sagte der stellvertretende
ZDF-Chefredakteur Elmar Theveßen am Mittwochabend.
Heim hielt sich demnach nahezu 30 Jahre lang in der ägyptischen
Hauptstadt vor den Ermittlern versteckt.
Aufgrund eines Haftbefehls des Landgerichts Baden-Baden
ist Heim seit 1962 international zur Fahndung ausgeschrieben.
Deutsche Zielfahnder hatten 2007 die Ermittlungen verstärkt,
familiäre und freundschaftliche Kontakte des NS-Verbrechers
in Österreich und Spanien ins Visier genommen. Für
Hinweise setzten öffentliche Stellen und Privatleute
eine hohe sechsstellige Summe als Belohnung aus. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum
vermutete Heim zuletzt in Südamerika.
Diese Spur hat sich laut ZDF und "New York Times" nun
als falsch erwiesen. Heim habe zu seiner Tarnung Anfang der
achtziger Jahre zum Islam konvertiert und seitdem den Namen
Tarek Farid Hussein getragen. Man habe eine Aktentasche von
Heim gefunden, in der sich mehr als hundert Dokumente befanden.
Darunter seien die Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge
auf Aufenthaltsgenehmigungen, Kontoauszüge, persönliche
Briefe und medizinische Unterlagen gewesen. Damit lasse sich
zweifelsfrei nachweisen, dass Tarek Farid Hussein der gesuchte
Nazi-Verbrecher war. Man habe von ägyptischen Behörden
außerdem eine beglaubigte Zweitschrift der Sterbeurkunde
erhalten.
Es habe schon 1967 einen Hinweis gegeben, dem zufolge Heim
in Ägypten als Polizeiarzt gearbeitet habe. Eine Überprüfung
durch dortige und deutsche Behörden sei aber ergebnislos
verlaufen.
Die Recherchen würden von zahlreichen Zeugen gedeckt,
berichtet das ZDF. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes sagte
dem Sender: "Die Recherchen von 'New York Times' und
ZDF passen zu den jüngsten Erkenntnissen der Behörde.
Die Informationen konnten jedoch noch nicht amtlich überprüft
werden."
Auch Heims Sohn Rüdiger, der zurzeit in Baden-Baden
wohne, hat dem Bericht zufolge bestätigt: "Ja,
mein Vater hat in Kairo gelebt." Er habe ihn Mitte der
siebziger Jahre erstmals dort besucht und auch nach einer
Krebsoperation Anfang 1990 über mehrere Monate gepflegt.
Er habe seinen Vater mit den Vorwürfen gegen ihn konfrontiert
- doch dieser habe sie von sich gewiesen.
Ägyptische Freunde, Bekannte und auch der Arzt des
NS-Verbrechers wussten laut ZDF nichts von dessen Vergangenheit.
Heim habe gewünscht, dass sein Leichnam für medizinische
Zwecke zur Verfügung gestellt werde. Da dies nach islamischem
Recht verboten sei, sei Hussein alias Heim dann offenbar
auf einem Armenfriedhof nahe der Kairoer Altstadt begraben
worden. Weil die Grabstellen nach wenigen Jahren wieder freigegeben
würden, sei die Chance gering, sterbliche Überreste
zu finden.
spiegel.de
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