Berlin (AFP) — Das
Simon-Wiesenthal-Zentrum hat Deutschland im Fall des höchstwahrscheinlich
toten Nazi-Arztes Aribert Heim Versagen vorgeworfen. Efraim
Zuroff, der Leiter des Jerusalemer Büros, hielt den
deutschen Stellen vor, jahrelang nichts unternommen zu haben,
obwohl der deutschen Botschaft in Kairo Heims Aufenthalt
offenbar schon in den 80er Jahren bekannt gewesen sei. Er
forderte das Bundesaußenministerium auf, die Vorgänge
zu untersuchen. Ein Ministeriumssprecher sagte, die Angaben
des Simon-Wiesenthal-Zentrums würden "sehr ernst" genommen. "Wir
werden dem gründlich nachgehen."
Laut Zuroff erfuhr die deutsche Botschaft in der ägyptischen
Hauptstadt Kairo höchstwahrscheinlich schon 1981, dass
Heim in Kairo lebte. Damals habe er nach Recherchen des ZDF
dort mit Hilfe seiner deutschen Passnummer seine Aufenthaltsgenehmigung
verlängert. Eigentlich hätte den Beamten auffallen
müssen, dass Heim gesucht werde, erklärte Zuroff.
Spätestens aber bei seinem angeblichen Tod 1992 hätte
die Botschaft wach werden müssen, da nach Angaben von
Zeugen ein Vertreter der Botschaft an Heims Sterbebett gerufen
worden sei.
Heim wurde seit Jahrzehnten wegen des Mords an hunderten
Gefangenen des in Österreich gelegenen Konzentrationslagers
Mauthausen während des Zweiten Weltkrieges gesucht.
Nach den Recherchen von ZDF und "New York Times" starb
der zuletzt in Südamerika vermutete Heim bereits am
10. August 1992 in Kairo an Darmkrebs. Zur Tarnung sei er
Anfang der 1980er Jahre in Kairo zum Islam konvertiert und
habe seitdem den Namen Tarek Farid Hussein getragen. Heim
hatte nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in Deutschland
als Arzt praktiziert. Als ihm die Verhaftung drohte, floh
er 1962.
google.com
|