Nach den Berichten über
den Tod von KZ-Arzt Aribert Heim will das baden-württembergische
LKA nun in Ägypten nach der Leiche von Heim suchen lassen.
Der nach seinem Abtauchen in den sechziger Jahren meistgesuchte
NS-Kriegsverbrecher wurde bis zuletzt für lebendig und
flüchtig gehalten
Ermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamts
wollen in Ägypten nach der Leiche von KZ-Arzt Aribert
Heim suchen lassen. Auch die Behörde habe Hinweise darauf,
dass Heim 1992 in Kairo gestorben sei, sagte ein LKA-Sprecher
am Donnerstag und bestätigte damit Berichte von ZDF
und „New York Times“. Demnach starb der frühere
KZ-Arzt am 10. August 1992 in der ägyptischen Hauptstadt
an Darmkrebs.
LKA-Sprecher Horst Haug sagte der AP, die Informationen
würden nun amtlich überprüft. „Wir versuchen,
den Leichnam zu finden“, sagte er. Das alles werde
aber eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, weil Recherchen
in Ägypten notwendig seien. Für den Vormittag kündigte
die Behörde eine weitere Erklärung an.
Heim hielt sich den Berichten zufolge nahezu 30 Jahre in
Kairo vor den Ermittlern versteckt. Der Gesuchte war im Konzentrationslager
Mauthausen als „Dr. Tod“ berüchtigt und
soll 1941 als SS-Arzt zahlreiche Häftlinge mit Injektionen
ins Herz gefoltert und getötet haben. Heim arbeitete
nach dem Krieg als Arzt in Süddeutschland. Als Anfang
der 60er Jahre Anklage gegen ihn erhoben wurde, tauchte er
unter.
Zur Tarnung zum Islam konvertiert
Den Recherchen zufolge konvertierte Heim an seinem Zufluchtsort
Kairo Anfang der 80er Jahre zur Tarnung zum Islam und trug
seitdem den Namen Tarek Farid Hussein. Vorher habe er unter
seinem zweiten Vornamen als Ferdinand Heim in Kairo gelebt.
Sein Sohn Rüdiger bestätigte laut ZDF, dass Heim
jahrelang in Kairo lebte und dort starb. „Ja, mein
Vater hat in Kairo gelebt“, wurde Rüdiger Heim
zitiert. Er habe ihn Mitte der 70er Jahre erstmals in Kairo
besucht und ihn später nach einer Krebsoperation Anfang
1990 über mehrere Monate gepflegt. Die Diagnose sei „nicht
heilbar“ gewesen, 1992 sei Aribert Heim gestorben. „Am
Tag nach dem Ende der Olympiade, am 10. August frühmorgens,
ist er eingeschlafen“, wurde Rüdiger Heim zitiert,
der in Baden-Baden lebt.
Aktentasche mit mehr als 100 Dokumenten
Bei Recherchen in Ägypten sprach das ZDF nach eigenem
Bericht mit Augenzeugen und fand die Aktentasche Heims mit
mehr als 100 Dokumenten. Unter ihnen befänden sich die
Kopie eines ägyptischen Passes, Anträge auf Aufenthaltsgenehmigungen,
Kontoauszüge, persönliche Briefe und medizinische
Unterlagen, die Heim bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in
einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Danach lässt sich
zweifelsfrei nachweisen, dass Hussein und der gesuchte Nazi-Verbrecher
ein und dieselbe Person sind. Die Recherchen würden
von zahlreichen Zeugen bestätigt.
Bisher waren das Simon-Wiesenthal-Zentrum, das Nazi-Verbrecher
sucht, sowie Zielfahnder des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg
davon ausgegangen, dass Heim noch am Leben ist und sich in
Südamerika versteckt hält.
focus.de
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