Rom/dpa. Der 93-jährige deutsche NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke
hat am Montag erstmals seinen Hausarrest in Rom verlassen, um bei seinem Anwalt
einer Arbeit nachzugehen. Am Morgen erreichte Priebke auf dem Rücksitz
eines kleinen Mopeds die Kanzlei im Zentrum der Stadt, gesteuert wurde das Motorino
von seinem Anwalt Paolo Giachini. Vor Priebkes Haus und der Kanzlei protestierten
rund 100 aufgebrachte Demonstranten der jüdischen Gemeinde in Rom. Ein
Militärrichter hatte in der vergangenen Woche entschieden, der zu lebenslanger
Haft verurteilte Deutsche habe das Recht, jeden Tag ungehindert in das Anwaltsbüro
zu gehen, müsse dies aber vorher der Polizei melden.
Nach Angaben seines Anwalts wird Priebke Übersetzungen
und die Katalogisierung von juristischen Dokumenten übernehmen.
Der ehemalige SS-Hauptsturmführer war 1998 von einem
Militärgericht wegen Beteiligung an einem Massaker von
SS-Truppen 1944 bei Rom, bei dem 335 italienische Zivilisten
erschossen worden waren, zu lebenslanger Haft verurteilt
worden. Viele Opfer waren Juden.
Später kam er aus Gesundheitsgründen in Hausarrest. «Priebke
ist ein uneinsichtiger Nazi, der keine Privilegien und keine
Sympathie verdient», sagte Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum.
Priebke war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst auf
mysteriöse Weise die Flucht nach Südamerika gelungen.
Jahrzehntelang lebte er unerkannt als Wurstwarenhändler
in Argentinien. Erst 1994 spürte ihn ein amerikanisches
Fernsehteam auf.
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