18.06.07, 17:48h mz-web.de
  NS-Verbrecher Priebke verlässt Hausarrest  
 

Rom/dpa. Der 93-jährige deutsche NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke hat am Montag erstmals seinen Hausarrest in Rom verlassen, um bei seinem Anwalt einer Arbeit nachzugehen. Am Morgen erreichte Priebke auf dem Rücksitz eines kleinen Mopeds die Kanzlei im Zentrum der Stadt, gesteuert wurde das Motorino von seinem Anwalt Paolo Giachini. Vor Priebkes Haus und der Kanzlei protestierten rund 100 aufgebrachte Demonstranten der jüdischen Gemeinde in Rom. Ein Militärrichter hatte in der vergangenen Woche entschieden, der zu lebenslanger Haft verurteilte Deutsche habe das Recht, jeden Tag ungehindert in das Anwaltsbüro zu gehen, müsse dies aber vorher der Polizei melden.

Nach Angaben seines Anwalts wird Priebke Übersetzungen und die Katalogisierung von juristischen Dokumenten übernehmen. Der ehemalige SS-Hauptsturmführer war 1998 von einem Militärgericht wegen Beteiligung an einem Massaker von SS-Truppen 1944 bei Rom, bei dem 335 italienische Zivilisten erschossen worden waren, zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Viele Opfer waren Juden.

Später kam er aus Gesundheitsgründen in Hausarrest. «Priebke ist ein uneinsichtiger Nazi, der keine Privilegien und keine Sympathie verdient», sagte Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum. Priebke war nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst auf mysteriöse Weise die Flucht nach Südamerika gelungen. Jahrzehntelang lebte er unerkannt als Wurstwarenhändler in Argentinien. Erst 1994 spürte ihn ein amerikanisches Fernsehteam auf.

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