Jerusalem/Berlin
(AFP) — Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hat nach eigenen
Angaben wegen "unerklärlicher Widersprüche" im
Fall des angeblich 1992 gestorbenen Nazi-Arztes Aribert Heim
die deutsche Justiz eingeschaltet. Mit einer in Berlin erstatteten
Anzeige solle dem Verdacht der Falschaussage von Anwälten
Heims in einem noch laufenden Finanzgerichtsverfahren nachgegangen
werden, erklärte der Leiter der israelischen Niederlassung
des Zentrums, Efraim Zuroff, in Jerusalem.
In dem Rechtsstreit um Zahlung von Kapitalertragssteuern
auf Heims Vermögen habe ein Anwalt des KZ-Arztes noch
2001 angegeben, dessen Bevollmächtiger stehe regelmäßig
in Kontakt mit Heim. Das ZDF und die "New York Times" hatten
im Februar berichtet, der zuletzt in Südamerika vermutete
Heim sei bereits am 10. August 1992 in der ägyptischen
Hauptstadt Kairo an Darmkrebs gestorben. Entsprechende Recherchen
wurden laut ZDF von zahlreichen Zeugen bestätigt, unter
ihnen der Sohn des Gesuchten, der in Baden-Baden lebt. "Ja,
mein Vater hat in Kairo gelebt", sagte Rüdiger
Heim dem Sender.
Zuroff erklärte dazu, wenn Heim tatsächlich 1992
in Ägypten gestorben sei, könne sein Anwalt in
dem unterdessen beim Bundesfinanzhof anhängigen Verfahren
nicht regelmäßig mit ihm Kontakt gehalten haben.
Es bestehe der Verdacht auf Falschaussage. Angesichts des
großen öffentlichen Interesses am Fall Heim müsse
geklärt werden, wie die Aussage der Anwälte vor
Gericht rechtlich zu bewerten sei.
Dringend erforderlich sei auch eine Klärung "des
gesamten Sachverhaltes vor dem Hintergrund der Fernsehberichterstattung über
den angeblichen Tod Heims", unterstrich Zuroff. "Verhandelt
die bundesdeutsche Justiz hier seit acht Jahren über
einen Toten, weil behauptet wurde, er lebe noch, oder sind
die Strafverfolgungsbehörden in diesem Jahr belogen
worden, als behauptet wurde, Dr. Aribert Heim sei 1992 verstorben?"
Heim war jahrzehntelang wegen des Mordes an hunderten Gefangenen
des in Österreich gelegenen Konzentrationslagers Mauthausen
während des Zweiten Weltkrieges gesucht worden. Nach
dem Zweiten Weltkrieg hatte er zunächst in Deutschland
als Arzt praktiziert. Als ihm die Verhaftung drohte, floh
er 1962.
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