Der Nazi-Jäger
fand deutliche Worte. "Es ist eine Schande", sagte
Efraim Zuroff, Direktor des Simon Wiesenthal- Centers in
Jerusalem, der FR. Und es werfe ein "sehr schlechtes
Licht" auf den Alpenkurort Mittenwald, dass es dort
immer noch kein Mahnmal für die Opfer der Wehrmachts-Gebirgstruppe
gibt. Wohl aber gleich mehrere Denkmäler zu Ehren der
gefallenen Soldaten - und sogar eines für den Maulesel,
der den Gebirgssoldaten als Tragtier dient.
Am monumentalen Ehrenmal auf dem Hohen Brendten treffen
sich alljährlich Gebirgsjäger aus Wehrmacht und
Bundeswehr, um ihrer Kameraden zu gedenken - den Massakern
der NS-Gebirgstruppe zum Trotz. Eine Gedenkkapelle mitten
im Ort schmücken Fotos der Gefallenen - Kriegsverbrecher
in Hakenkreuzuniformen inklusive.
"Wir dürfen nicht schweigen, wenn Mörder
geehrt werden", sagte Zuroff. Die Proteste gegen den
oberbayrischen Umgang mit der NS-Vergangenheit unterstütze
er daher völlig. Zu Pfingsten hatte die Initiative "Angreifbare
Traditionspflege" ein Mahnmal auf dem Bahnhofsvorplatz
errichtet. Die Stele mit Steinen aus den Ruinen des italienischen
Dorfes Falzano di Cortona, das deutsche Gebirgsjäger
am 27. Juni 1944 zerstörten, erinnerte an die von der
Nazi-Gebirgstruppe ermordeten Zivilisten und deportierten
Juden.
Die meisten Mittenwalder mochten das Geschenk nicht, einige
nannten es "Schandmal". Fünf Tage stand das
Denkmal, dann ließ es die Gemeinde per Gabelstapler
abtransportieren: Es sei eine "Besitzstörung",
weil unerlaubt aufgestellt, es könnte bei Föhn
oder durch spielende Kinder umfallen und sei außerdem
dem Wochenmarkt im Weg. Es musste also weg. Inhaltlich, sagte
Vize-Bürgermeister Georg Gschwendtner (CSU) der FR,
hätte er mit dem Text auf der Stele leben können.
Andererseits brauche seine Gemeinde so etwas überhaupt
nicht. Er wolle aber mit den Initiatoren bald verhandeln.
Die Initiative "Angreifbare Traditionspflege" macht
sich allerdings keine allzu große Hoffnungen. Das Angebot,
sagte Sprecher Lars Reissmann, "soll den Affront gegen
die NS-Opfer und Überlebenden wohl weniger drastisch
erscheinen lassen".
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