MÜNCHEN -
John Demjanjuk (89) soll im Herbst der Prozess gemacht werden
wegen 29000-fachen Mordes in Sobibor – nun fordert
die FDP-Landeschefin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die
Wiederaufnahme der Strafverfolgung für den mutmaßlichen
NS-Verbrecher Klaas Carel Faber.
Sie hält es für „nicht hinnehmbar“,
dass der gebürtige Niederländer auf der Grundlage
eines „Führererlasses“ von 1943 nicht an
Holland ausgeliefert werde, sagte sie gestern der „Abendschau“ des
BR. Der 87-Jährige lebt seit Jahrzehnten in Ingolstadt.
In den Niederlanden war er für den Tod von Gefangenen
im Transitlager Westerbork 1944 zum Tode verurteilt worden.
Das Urteil wurde 1948 in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.
1952 floh er aus dem Gefängnis.
Faber wird als Nummer fünf der meistgesuchten Nazi-Verbrecher
geführt.
„Ich fordere, dass jetzt endlich von Seiten der Generalstaatsanwaltschaft
oder von Seiten der zuständigen Ämter auf Bundesebene
geprüft wird, was man machen kann, um entweder eine
Auslieferung zum Zwecke der Strafverbüßung in
Holland zu erreichen, oder ein Verfahren in Deutschland einzuleiten“,
sagte Leutheusser-Schnarrenberger.
Klaas Carel Faber wird als Nummer fünf der Wiesenthal-Liste
der meistgesuchten Nazi-Verbrecher weltweit geführt.
Der 87-Jährige soll Aufseher in Westerbork gewesen sein,
wo die Nazis holländische Juden für den Weitertransport
in Konzentrationslager zusammentrieben. Auch hier kam es
zu Hinrichtungen durch SS-Angehörige. Faber war einer
von ihnen und für den Tod von mindestens 11 Menschen
verantwortlich. Nach seiner Flucht lieferte ihn Deutschland
nicht aus – weil Faber laut „Führererlass“ von
1943 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hatte.
Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der
Juden, hält es für „skandalös“,
dass Faber bislang weder ausgeliefert noch in Deutschland
einer gerechten Strafe zugeführt worden sei.
abendzeitung.de
|