In einem der letzten
NS-Kriegsverbrecherprozesse ist ein Ex-Wehrmachtsoffizier
vom Landgericht München I zu einer lebenslangen Haftstrafe
verurteilt worden. Der 90 Jahre alte Josef Sch. bleibt frei,
bis über seine Revision entschieden ist.
In einem der letzten NS-Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland
ist ein früherer Wehrmachtsoffizier vom Landgericht
München I zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden.
Das
Gericht befand den 90 Jahre alten Josef Sch. für schuldig,
1944 in der Toskana die Ermordung von zehn italienischen
Zivilisten angeordnet zu haben. Der Rentner bleibt aber
frei, bis über seine Revision gegen das Urteil entschieden
ist.
Dem Urteil zufolge hatte Sch. im Juni 1944 nach der Tütung
von zwei deutschen Soldaten durch italienische Partisanen
als Kommandant seiner Kompanie angeordnet, eine Vergeltungsaktion
zu verüben. Dazu seien in dem Dorf Falzano di Cortona elf
Jungen und Münner im Alter von 15 bis 67 Jahren, die mit
den Partisanen nichts zu tun hatten, in ein vermintes Bauernhaus
getrieben worden. Bei der anschlie=enden Sprengung starben
zehn der Zivilisten, nur ein15-Jühriger überlebte schwer
verletzt.
Das Gericht verurteilte den aus Ottobrunn bei München stammenden
früheren Schreiner deshalb wegen zehnfachen Mordes und eines
Mordversuches. Vier weitere Mordvorwürfe lie= das Landgericht
fallen: Es sei nicht beweisbar gewesen, dass Sch. wie von
der Staatsanwaltschaft behauptet au=erdem vier Menschen aus
Vergeltung habe erschie=en lassen. Mit der lebenslünglichen
Haftstrafe folgten die Richter der Forderung der Staatsanwaltschaft.
Die drei Verteidiger von Sch. hatten auf Freispruch plüdiert.
Sein Rechtsanwalt Klaus Goebel kündigte umgehend Revision
an. "Das ist ein skandalüses Urteil", sagte er.
Dass Sch. bis zur Entscheidung über die Revision auf freiem
Fu= bleibt, begründete eine Gerichtssprecherin damit, dass
wegen seines Alters keine Fluchtgefahr bestehe.
Zwei als Nebenklüger auftretende Hinterbliebene der Opfer
zeigten sich zufrieden. "Ich denke, das war ein sehr
richtiges Urteil und ein wichtiges Urteil für unsere Familien",
sagte die 66 Jahre alte Margaretha Lescai in München. Der
Direktor des Jerusalemer Büros des Simon Wiesenthal Centers,
Efraim Zuroff, begrü=te die "neuen Anstrengungen der
deutschen Justiz, NS-Tüter zur Rechenschaft zu ziehen".
In dem elf Monate dauernden Prozess bestritt Sch. durchweg,
von der Racheaktion gewusst zu haben. Das Gericht kam dagegen
zu der überzeugung, dass nur er den Befehl zu der Vergeltungsaktion
habe geben künnen, da er der einzige Kommandant der Kompanie
gewesen sei.
markenpost.de
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