Der Tod von insgesamt
119 jüdischen Häftlingen des KZ-Außenlagers
Echterdingen bleibt ungesühnt. Von November 1944 bis
Januar 1945 hatten 600 Männer aus 17 Nationen am Flughafen
in einem Steinbruch schuften und Straßen anlegen müssen;
119 von ihnen starben an Kälte, Krankheit und Hunger.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte im September 2005
Ermittlungen gegen unbekannt aufgenommen, als bei Bauarbeiten
34 Skelette entdeckt worden waren. Gestern nun hat die Behörde
das Verfahren eingestellt.
Diese Einstellung kommt nicht überraschend. Denn es
hatte sich bereits wenige Wochen nach dem Fund abgezeichnet,
dass in doppelter Hinsicht keine Ergebnisse zu erzielen sein
würden. Erstens sind Verbrechen der Nazizeit mit Ausnahme
von Mord verjährt. Die Zeugenaussagen von vier Überlebenden
des KZ-Außenlagers Echterdingen und auch schriftliche
Quellen hatten aber keine Hinweise auf Ermordungen erbracht.
Auch an den Skeletten war keine direkte Gewalteinwirkung
zu erkennen. "Woran die Menschen gestorben sind, ließ sich
nicht eindeutig klären", so die Pressestaatsanwältin
Claudia Krauth gestern.
Zweitens konnte die Staatsanwaltschaft keine Wachsoldaten
mehr ausfindig machen. Der Leiter des Lagers ist 2003 verstorben.
Er war der einzige SS-Angehörige des Lagers und hatte
sich in der Nachkriegszeit wegen seiner Tätigkeit in
zwei anderen Lagern sieben Jahre in französischer Haft
befunden. Die Wachsoldaten waren vom nahen Fliegerhorst gestellt
worden und wechselten häufig - ihre Namen sind in keiner
Quelle verzeichnet. Krauth: "Insbesondere diejenigen,
die für die Verschleppung der Häftlinge nach Echterdingen,
für die unzureichende Versorgung und für die ungenügende ärztliche
Betreuung verantwortlich waren, konnten nicht ermittelt werden."
Die Namen aller 600 Häftlinge sind seit 2005 bekannt;
nicht geklärt werden konnte allerdings, wer von diesen
600 im Massengrab am Flughafen liegt. Genauere Untersuchungen
und DNA-Tests waren damals auf Wunsch jüdischer Organisationen
unterblieben. In historischer Hinsicht könnten die Ermittlungen
der Staatsanwaltschaft dennoch von großer Bedeutung
sein. Bisher blieben die Akten jedoch für die Geschichtswerkstatt
in Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen verschlossen.
Seit dem Fund im Jahr 2005 ist die Geschichte des KZ-Außenlagers
Echterdingen neu aufgearbeitet worden. Eine Stiftung wurde
gegründet, ein Buch ist erschienen - und im Mai 2010
wird eine Gedenkstätte am US-Airfield eröffnet stuttgarter-zeitung.de
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